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ausgefertiget und darin dieses Kloster förmlich zum Bürgcrspitale gewid­met, was zunächst der vielen Verdienste wegen erfolgte, die sich der Bürgermeister Wolsgang Treu bei der Türkenbclagerung erworben hat.

Das neue Bürgerspital hatte nur theilweise Einen Stock und größ- tentheils ebenerdige Gebäude, eine große, sehr schöne Kirche gegen die Bastei zu, am Eingänge der jetzigen Eomödiengassc gelegen, mehrere geräumige Wohnungen zur Unterbringung der Armen und eine solche räumliche Ausdehnung, daß ohne viele Bauten der Wirthschastsbetrieb bald wieder ausgenommen werden konnte.

Durch die Zuweisung des St. Elara-KlosterS ist das Bürgerspital für das zerstörte frühere Versorgungshaus und die ehemaligen Wirth- schastsgebäudc vor dem Kärnthnerthore vollkommen entschädigt worden ; allein ein fühlbarer Schaden verblieb demselben dadurch, daß durch die Türken alle eigenen Häuser in den Vorstädten, darunter auch das Bräu­haus vor dem Widmer-Thore, zerstört worden, und daß durch die Ver­heerungen, welche die Türken sowohl an den dienstbaren Häusern in Wien als aus dem Lande veranlaßten, die Einkünfte bedeutend geschmälert wurden. An Grunddiensten wurde durch Jahre nichts eingebracht, weil die Häuser niedergebrannt oder die Eigenthümer verschollen waren. Eben so waren viele Weingärten zerstört und das Einkommen vom eigenen Weinbau, wie vom Weinzehent für die nächsten Jahre versiegt. Als Ent­schädigung für rückständige Zinse fielen dem Bürgerspitale viele Brand­stätten und verwüstete Weingärten zu, in Ermanglung aber der Mittel zum Aufbaue wurden nicht nur diese, sondern selbst die eigenen Brand­stätten und verwüsteten Weingärten um Preise verkauft, die selbst für die damalige Zeit ungemein niedrig waren, z. B. für eine Brandstätte und Weingarten in Gumpendors 12 sl., für eine Brandstätte in Als 21 sl., Häuser in Als und Hernals um 3440 sl. u. s. w.

Es war eine Zeit der allgemeinen Noth, des größten Elendes, und wenn das Bürgerspital demungeachtet bald wieder lebenskräftig einwirken konnte, so ist die Ursache davon nur darin zu suchen, daß sein Vermögen aus dem ersten Zeitabschnitte größtenteils in Grund und Boden bestand.