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Erst 1693 wurde unter Kaiser Leopold I. das große Armenhaus in der Alsergasse gegründet, welches von da an im ausgedehnten Maße bei der Armen- und Krankenpflege mitwirkte.

Der größte Eentralpnnkt für Armen- und Krankenpflege blieb jedoch fortan das Bürgerspital, und dies vorzüglich seit dem Jahre 1706, als auch St. Marr und Klagbarem dem Bürgerspitale incorporirt wurden. Hierdurch sind auch die St. Marrer Güter dem Bürgerspitale zugefallen und dessen Kräfte für daS fernere Wirken sehr erstarkt worden.

Bezüglich der Entstehung von St. Marr und Klagbarem verweisen wir aus den nächsten Zeitabschnitt und erwähnen blos, daß das Bürger­spital von 1706 an 4 Filial-Anstalten Lazareth, Bäckenhäusl, St. Marr und Klagbarem zu dotiren hatte.

In der Kinderstube im Bürgerspitale waren im 16. Jahr­hunderte selten mehr als 30 40 Waisenknaben und Findlinge. Die Mädchen verpflegte die Stadt und zwar seit 1589 im Nikolai- Klösterl.

DaS Nikolai-Klösterl wurde 1275 vorn Abte Heinrich in Heiligenkreeez, dem Bürgermeister Baltrom Vatzon und mehreren andern Wiener Bürgern für Jungfrauen des grauen Eisterzienser-Ordens in der Singerstraße gestiftet, war später zu einer öffentlichen Schule der Theologie bestimmt, dann OrdenshauS von den St. GeorgenSrittcrn, 1529 ein Zufluchtsort der auS den Klöstern zu St. Nikolai vor dem Stnbenthore und St. Magdalena vor dem Schottenthore geflüchteten Klosterfrauen, wurde 1545 den 0. 0. Franziskanern zugewiesen und nachdem diese 1589 das Bußhaus bei St. Hieronymo ihr jetziges Kloster erhielten, machte der Stadtrath aus dem Nikolai-Klösterl ein Waisenhaus für arme Mädchen. Kaiser Ferdinand 11. hat 1624 das­selbe den Elarifferinnen aus Preßburg zugewiesen und verordnet, daß die ,,Waisenmädel" in das Bürgerspital kommen, und diesem Spitale dafür die Güter des Nikolai-Klösterl als Entschädigung zufallen sollen.

Diese Waisenmüdchen (12 an der Zahl) kamen im Jahre 1624 in das Bürgerspital. Im Jahre 1666 fand eine weitere Vermehrung der