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Die Verpflegung der Armen und Kranken.

Auch im neuen Bürgerspitale, dem ehemaligen St. Clara-Kloster, wurde dieselbe Verpflegung der Armen wie im ersten Zeitabschnitte ein­geführt. Die Ansspeisung geschah nach zwei Classen. Es wurde nämlich die Speise der Starken und der Schwachen unterschieden, für jede Classe sowie für jeden Tag die Speise namentlich vorgeschrieben und an die Armen und Kranken verabreicht. An bestimmten Tagen oder hohen Fest­tagen waren auch besondere Speisen: Fische, Bäckereien u. A. bestimmt.

Die Kindbetterinnen erhielten die schwache Portion und in den ersten 8 Tagen täglich ein Pfund lämmernes oder kälbernes Fleisch, Abends Zwetschken. Die Wiegen- und Fatschenkinder erhielten täglich Milch­koch und zum Getränke gezuckerte Milch mit Wasser gemischt. Die grö­ßeren Kinder, Grünröckler, waren bis 1638 am schlechtesten gehalten und wurden größtentheils von dem Erträgnisse der Sammelbüchsen verpflegt, die in den Zimmern derselben aufgestellt waren. Vorn Jahre 1638 an erhielten auch diese täglich eine Fleischspeise. Die Chaos'schen Stistknaben hatten eine eigene Köchin und die beste Verpflegung.

Für die Bekleidung der Armen kommen wenige Auslagen vor, es genügten die Kleider der Verstorbenen. Nur Kosten und Leinwand wur­den gekauft, sowie auch Rupfen zum Einnähen der Todten.

Die Grünröckler hatten grünes Gewand und graue Strümpfe, die Nikolai-Mädchen Nöckel von grünem Tuch, rothe Kittel und rothe Strümpfe. Die Chaos'schen Knaben erhielten jährlich zwei Kleider von blauer Farbe, wie solches die Stiftung verordnete.

Selbst als noch wenige Kinder im Bürgerspitale waren, im Jahre 1384, war für dieselben ein Präzeptor bestellt und nur bei St. Stefan und St. Michael sind damals gleichfalls Schulen bestanden. Auch in diesem Zeitabschnitte war für die Kinder im Bürgerspitale ein Prä- zeptor bestimmt, die Chaos'schen Stiftknaben hatten deren zwei und zum Unterrichte in den schönen Künsten noch einen Cantor, Geiger und Mahler.

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