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1798 die Einnahmen 258.000 fl. die Ausgaben 281.000 ,,

Zum Zwecke der Armenpflege konnten nicht mehr als 2025.000 fl. verwendet werden.

Es war dies auch in den nächst vorhergehenden Jahren der Fall und um endlich hierin Ordnung und die Fondsgcbahrung selbst geregelter zu machen, sind im Jahre 1798 gegen 300.000 fl. Schulden bezahlt, in Folge dessen aber die Capitalien auf 88.000 fl. vermindert worden.

Die jährlichen Passiven ließen befürchten, daß das Fortbestehen des Fondes selbst gefährdet sei. Kaiser Franz I. erließ daher eine Ausfor- derung an die Bürger Wien s, ihren alten historischen Versorgungssond nicht sinken zu lassen und demselben durch persönliche Dienste oder durch Unterstützungen aufzuhelfen. Und der Ausruf des hochgeliebten Monar­chen, entsprungen aus einem Herzen voll Milde und Güte, entflammte auch die Herzen aller Wiener Bürger. Was an höchster Stelle als Wunsch im Interesse der leidenden Armuth ausgesprochen wurde, es sollte, es mußte bald in Erfüllung gehen, weil der Kaiser selb st an die christ­liche Nächstenliebe seiner Bürger appellirte und dieses hohe Wort nie ohne Erfolg, nie ohne begeisterten Widerhall geblieben ist.

Es entstand in Folge dieses Allerhöchsten Aufrufes die Bürge r- spital - Wirthschafts - Eommission. Die einzelnen Mitglieder derselben gingen persönlich von Haus zu Haus und sammelten milde Gaben für die armen Bürger, die Spenden vereinigten sie in der soge­nannten ,,milden Beitragscassa," aus welcher dann die Armen in St. Marx Zulagen zu ihrer Betheilung erhielten. Diese Beitrags­cassa wurde später, nachdem der Fond schon mehr gekräftiget war, wie­der aufgehoben. Eine vorzügliche Einnahmspost der Beitragscassa bildete eine musikalische Akademie, die alljährlich für die armen Bürger abgehalten wurde, die erste im Jahre 1801, wobei Haydn das Ora­torium ,,die Schöpfung" persönlich dirigirte. Diese Akademien finden noch alljährlich statt, sie sind immer durch den Besuch des Allerhöchsten Hofes, vieler Herrschaften und durch eine zahlreiche Versammlung der