Schlußbemerkungen.

Es ist das vierte Versorgungshaus, welches für die armen Bürger von Wien wir können sagen, seit dem Entstehen ihrer Vaterstadt nächstens eröffnet wird und jede Uebersiedlung der armen Bürger vorn alten in das jeweilige neue Versorgungshaus fällt immer in eine Zeit, die auch einen Epoche machenden Abschnitt in der Entwicklung der Stadt Wien selbst bildet.

Die Türkenbelagerung war der Anlaß, daß sämmtliche Vorstädte mit ihren alten hölzernen Häusern, mit ihren engen und unsauberen Gassen und Lücken zerstört wurden, daß alle Thürme, Gräben, Wälle und Fe­stungswerke , wie sie die alte Zeit zu Zwecken der Vertheidigung geschaf­fen, im Jahre 1529 verschwanden. Die Drangsale der vergangenen Jahre, die Möglichkeit ähnlicher Leiden in der Zukunft mahnten zwar wieder zur Befestigung der inneren Stadt, aber diese Festungswerke, an welchen Tausende von kräftigen Arbeitern auS allen Ländern 15 Jahre ununterbrochen gearbeitet haben, waren nach einem bestimmten Systeme durchgeführt und im Vergleiche zu den früheren ähnlichen Werken zweck­mäßiger angelegt. Die alten Vorstädte wurden neu und schöner gebaut, neue Vorstädte entstehen und lagern sich in einem Gürtel um die innere Stadt. Geht auch dieser Ausbau langsam vor sich, so verzeichnet die Ge- schichte der Stadt Wien hiefür die mannigfaltigsten gegründeten Ur­sachen. Die Sonnenstrahlen einer besseren Zeit beginnen über Wien mit Anfang des 18. JahrhunderteS zu leuchten und andauernd alle Verhält- niste belebend zu durchgingen. Wir sagen nur Bekanntes, wenn wir die Regierungsperiode Marie Theresiens und Josefs II. als eine Epoche be­zeichnen, in welcher Wien erst beginnt, sich zur eigentlichen Großstadt zu entwickeln. Und wer möchte zweifeln, daß das kaiserliche Wort, welches gegenwärtig die Niederreißung der Stadtwälle anordnet und den freien Verkehr zwischen Stadt und Vorstädte eröffnet, daß der kaiserliche Wille,