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sich erlaubt haben; geschieht es, daß der Freund warnt und der Lästerer spottet, ist es dann zu wundern, wenn nach und nach Zweifel entsteben, wenn das Vertrauen weicht, wenn Kälte und Trennung herbei­geführt werden?

Ist Ihnen redlich daran gelegen, Ihre Her- zenöreinigkeit zu erhalten, so leben Sie mehr sich selbst, Ihrem stillen häuslichen Kreise und den be­glückenden Beschäftigungen des Familienlebens, als den Zerstreuungen der Außenwelt und rauschenden Vergnügungen, in welchen Sie so leicht im Taumel der Lust sich selbst, Ihre Würde und vielleicht sogar Ihre Ehre aus den Augen verlieren könnten.

Sollten Sie jemals in Gefahr gerathen, sich zu verirren, sich zu vergessen, sich von der Gewalt der Leidenschaft überwältigen zu lassen, so bedenken Sie die bittern Empfindungen, die mannichfachen Lei­den, die Unheilschweren Verhängnisse, denen Sie sich durch ein unreines Herz, durch Unsittlichkeit in Ge. sinnungen und Handlungen aussetzen. Ein Herz, das dem Reiz der Sinnlichkeit, der Lust des Augen­blicks mehr gehorcht als der Stimme der Tugend, ist aus seinem Himmel gefallen, es hat sein Para-