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Alle weibliche Vorzüge verlieren, wenn Eitel« keit damit gepaart ist. Zeige uns eine eitle Frau, die blendendste Schönheit, den hellsten Verstand, den feinsten Witz; wir werden uns dessen nicht sonderlich freuen, und weniger die Vollkommenheiten sehen, als das Gebrechen, das Sie verunstaltet.

Der schlimmste Feind, vor dem Sie sich zu hüten haben, ist die Eitelkeit, viel gekannt und gr» lobt zu seyn. Wenn das männliche Geschlecht die hervorstechenden Fehler der Frauen ohne Schonung rügt, so ist es besonders am unerbittlichsten gegen diejenigen, welche über Gebühr nach dem Beifall der Welt geizen. Eben diese Welt ermüdet nicht, Dor­nenkronen für Frauen zu flechten, die den Kreis ih­rer Natur durchbrechen wollen.

Durch die Eitelkeit eines Weibes, das sich schmeicheln ließ, ging das Paradies verloren. Flie» hen Sie diesen Feind, denn er droht mir großen Ge­fahren. Das Gewissen wird leicht zum Schweigen gebracht, wo Eitelkeit spricht. Der eroberungssüch­tige Stutzer klagt nicht über die Eitelkeit der Wei­ber, denn ihm ist sie ein erwünschtes Mittel, ihnen beizukommen, es sey nun durch süße Worte oder durch

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