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zu erreichen. Durch Buhlerkünste werden alle zärt- liche Empfindungen verscheucht; und wenn ja Liebe erregt wird, so ist sie sinnlicher Art, ohne Zartheit und Dauer; sie ist ein Rausch, der schnell vorüber geht und nichts als Schmerzen hinterlaßt.

Wie kann man tief und herzlich ein Mädchen lieben, das jedem mit gleicher Gefälligkeit zulächelt, um die Aufmerksamkeit Aller buhlt, sich jedem lüster» nen Auge darstellt, jeden Jüngling einladet, und Allen das seyn will, was sie nur einem einzigen seyn sollte. Aechte Liebe fordert Vorzug; sie will das, was sie in Anspruch nimmt, theilen; begün­stigte Nebenbuhler verscheuchen und todten sie.

Ein Mädchen, das sich der Koketterie hingiebt, vergiftet das Reste, das Heiligste, das in sie gelegt ward; ihr Herz trocknet aus und veraltet. Selten wird eine Kokette Gattin. Sie hat den Quell der reinsten und besten Freuden verstopft, sich die Aus­sichten auf den hochbeglückenden Mutterstand geraubt, sich die Fähigkeit genommen, die zu erfreuen, die sie so gerne erfreuen und glücklich machen möchte.