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sten. Nehmen Sie daher Theil daran, so oft es Ihre häuslichen Geschäfte gestatten. Können Sie sich entschließen, Proben Ihrer eigenen Talente in solchen Gesellschaften abzulegen, so treten Sie doch wenigstens nur selten, und auch dann noch mit großer Bescheidenheit auf. Sagt Ihnen aber nicht Ihr Bewußtseyn, daß Sie im Stande sind, etwas Vor­zügliches zu leisten, so weisen Sie jede Aufforderung, sich hören zu lassen, standhaft zurück. DaS Publi­kum ist ein strenger und hämischer Richter; wollten Sie vor ihm den demüthigenden Beweis ablegen, daß Sie nichts oder wenig wissen?

Eine nicht ganz so unschuldige Unterhaltung gewährt das Theater. Die bessern Schauspiele kön» nen zwar edlere Gemüther mächtig ergreifen; ein­zelne gute Empfindungen können aufgeregt, Ent­schlüsse hervorgerufen, das Laster kann momentan verhaßt gemacht werden. Allein auf dem Theater wird doch, genau betrachtet, eine ganz andere Welt vorgestellt, alS die wirkliche; unerfahrne Jünglinge und Mädchen bekommen daher leicht in dem Schau­spielhause eine ganz falsche Ansicht des Lebens; die Phantasie wird mit Lirbesgeschichten und Liebesin­triguen, das Gemüth mit schielenden Grundsätzen