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Gefühlen; die Vernunft beherrfcht bei jenem das Gefühl, bei diefem umgekehrt das Gefühl die Vernunft. Der männliche Geift fieht tiefer, weiter, fchärfer, dringt mehr in das Innere der Dinge und berückfichtigt mehr das Wefen der- felben, erforfcht gründlicher und genauer, prüft ruhiger und urtheilt unbefangener. Der weibliche Geift berückfichtigt mehr das Aeufsere, den Schein, als das innere Wefen; fein Urtheil ift befangen, oberflächlich, fein Wille fchwach, das Handlen unbeftimmt. Das Weib befitzt eine extenfiv und intenflv gröfsere Stärke des Gefühles und der Theil- nahme fowohl für die Ihrigen, als für jeden Nothleidenden. Das Weib ift fchamhafter und die Regungen des groben Ge- nuffes der Sinnlichkeit find bei ihm in der Regel geringer, als bei dem Manne. Der Mann ift das Schaffende, das Weib das erhaltende Princip der menfchlichen Gefellfchaft.
Vortrefflich und bekannt ift die Schilderung des Charakters der Gefchlechter von Kant in feiner Anthropologie. Sie entfpricht der gegebenen Würdigung der Vorzüge und Schwächen beider Gefchlechter.
Aus diefer Verfchiedenartigkeit der Gefchlechter in körperlicher und geiftiger Hinficht, geht unwiderleglich hervor, dafs das weibliche Gefchlecht für das Studium und die Pflege der Wiffenfchaften und ins- befondere der Medicin nicht geeignet ift.
Das Studium der Medicin erfordert eine durchgeführte Schulbildung, nach den bisherigen Erfahrungen an der Hand der alten Sprachen und der Mathematik felbft für das männliche Gefchlecht bis zu dem 18.—19. Lebensjahre. Die Erfahrung hat gelehrt, dafs die Durchführung derfelben, felbft für das durchweg kräftiger organifirte männliche Gefchlecht, mit vielfachen Gefahren für körperliche und geiftige Gefundheit verbunden ift. Wenn es gleich einzelne Mädchen gegeben hat und giebt, welche Lateinifch und vielleicht, obgleich feiten, Griechifch gelernt haben, hin und wieder vielleicht auch einmal eine für