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überzogen wird. Holte einen Span nur an den Lichtmantel, und er brennt.

Nur, wo die Lust zum Gas tritt, brennt es mit Heller Flamme; darum brennen Lampen mit rundem Dochte und dop­peltem Luftzuge, z. B. Etelllampen, Heller, als Lampen mit einfachem Dochte.

Die zugespitzte Form der Flamme entsteht durch das Auf­steigen der heißen Luftarten und durch das Zuströmen der kal­ten Luft von unten; darum wird die Flamme der Stelllampe länger, als sie vorher war, wenn der Cylinder, gleichsam ein Schornstein, aufgesetzt wird.'

In größeren Städten erleuchtet man jetzt die Straßen und Zimmer durch Leuchtgas, das man aus glühenden Stein­kohlen erhält.

Versuch: Fülle ein Probirglas zur Hälfte mit zerkleiner­ter Steinkohle, verschließe es luftdicht (hermetisch) mit einem Korke, durch den eine kurze Glasröhre oder ein Siück von ei­ner Thonpfeifenröhre geht, so daß nur wenig davon in das Glas hineinragt. Nun halte man das Glas etwas schräg über eine Spiritusflamme, drehe es aber zuweilen, daß es nicht schmilzt. Im Glase bildet sich das Leuchtgas, das aus der Röhre dringt und einen unangenehmen Geruch verbreitet. Hält man einen brennenden Fidibus an die Spitze der Röhre,, so brennt das herausströmende Gas mit einer helleren Flamme, als wir sie beim Wasserstoffgas sahen. Dieses Gas ist eine Ver­bindung von Kohlenstoff und Wasserstoff und heißt Kohlen - wasserstofsgas oder Leuchtgas. In Gasbeleuchtungsanstal­ten gewinnt man diese Gasart in Menge, indem man Stein­kohlen in Retorten von Gußeisen oder von Thon 57 Stun­den lang erhitzt. Das Gas wird, nachdem Steinkohlentheer und andere Produkte davon ausgeschieden sind, in Röhren wei­ter geleitet. Die erste Anwendung dieses Gases wurde in Eng­land im Jabre 1786 gemacht. Der Anfang der eigentlichen Gasbeleuchtung datirt sich vom Jahre 1792, wo Murdoch, ein Engländer, sein Haus und seine Werkstälte mit aus Steinkoh­len erhaltenem Gase erleuchtete. 1812 wurden die Straßen Londons, 1820 die von Paris mit Gas erleuchtet.