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Sauerstoff. (Ox^euium.)

Der schon mehrfach erwähnte Sauerstoff ist ein Element, das mit einer andern Gasart, Stickstoff, verbunden, die Luft bildet, die unsere ganze Erde umgiebt, und die wir einathmen. Nirgends in der Natur finden wir diesen Sauerstoff rein, d. h. unvermischl und unverbunden mit andern Stoffen. Reines Sauerstoffgas muß man sich erst künstlich darstellen, wenn man es haben will. Wir nehmen zu diesem Zwecke chlorlaures Kali und Braunstein, in denen besonders viel Sauerstoff enthalten ist, und reiben oder besser lassen uns in der Apotheke von je­dem '/, Unze zu Pulver reiben und mischen. Dies Gemisch schütten wir in ein etwas langes, aber nicht zu dünnes Probir- glas, das wir mit einem vorher weichgeklopften Korke verschlie­ßen, durch den wir eine 8 sormige Röhre stecken. Das Pro- birglas steckt man in den Retortenhalter,*) so daß das freie Ende der Röhre in eine mit Wasser gefüllte Schüssel geleitet werden kann. Die Schüssel muß so weil gefüllt sein, daß die Oeffnung der Röhre ein Stück unter dem Wasserspiegel steht. Nun füllen wir einige Arzneiflaschen mit Wasser, deren Korke wir zum Verschließen bereit legen. Jetzt stellen wir die Spiri­tuslampe so unter das Probirglas, daß die Spitze der Flamme an den Boden des Glases reicht. Es ist nicht rathsam, eine zu große Flamme zu machen, weil sonst das Glas schmilzt. Ehe man die Lampe unter dem Glase stehen läßt, muß dasselbe vor­sichtig erwärmt werden. Dies geschieht, indem man die Lampe erst wenige Zeit unter demselben hin und herbewegt, aber da­bei ja nicht mit dem Dochte das Glas berührt. Ist das ge­schehen, so läßt man die Lampe stehen und hält ein mit Was­ser gefülltes Medicinglas umgekehrt über die sich im Wasser befindende Oeffnung der Glasröhre. Man hält die Oeffnung des Fläschchens so lange mit dem Finger zu, bis dieselbe unter

') Einen einfachen Retortevhalter erhält man, wenn man auf einem Brettchen einen fußlangen Stab befestigt, in welchen man ein Draht, das vorn in einen Ring gebogen ist, steckt.