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dem Master ist; dann kann man den Finger wegnehmen, weil der Druck der Lust auf die äußere Wasserfläche das Heraus­fließen des Wassers aus dem Glase verhindert. Es steigen Bla­sen durch die Röhre in das Fläschchen. Die ersten derselben enthalten die in der Retorte enthaltene Luft, die spätern Sauer­stoff, der das Wasser aus dem Fläschchen verdrängt. Ist alles Wasser heraus, so wird das Glas verkorkt. So füllt man 45 Gläser. Hört die Gasentwickelung aus, so muß man schnell die Röhre aus dem Wasser nehmen, weil sonst das kalte Was­ser in die heiße Retorte strömt und dieselbe zertrümmert.

Was lernen wir aus den Versuchen?

1. Im chlorsauren Kali und Braunstein ist Sauerstoff enthalten.

2. Durch Wärme wird der Sauerstoff ausgetrieben, und man kann durch Wärme einen zusammengesetzten Körper in seine Bestandtheile zerlegen. Im Probirglase ist nicht mehr chlorsaures Kali, sondern eine feste Masse. Ehlorkalium, ein anderer Körper.

Man kocht Milch ab und entfernt den Sauerstoff aus ihr, um sie vor dem Sauerwerden, was der Sauerstoff bewirkt, zu bewahren. Das Aufheben der chemischen Verbindung zweier Körper läßt sich (nach Slöckhardt) so erklären: Die Kraft der chemischen Verwandtschaft wirkt nur in der größten Nähe, also nur dann, wenn die Körper sich aufs Innigste berühren; die Wärme wirkt dieser Kraft entgegen, denn sie dehnt die Körper aus und entfernt sonach die Theilchen derselben von einander. In der Kälte oder bei gewöhnlicher Temperatur liegen die einzelnen Theile des Chlorkaliums sowie der Milch rc. und die Sauerstofftheilchen einander so nahe, daß die chemische Kraft sie zusammenzuhalten vermag; in der Hitze aber werden sie soweit auseinander gerückt, daß sie aus dem Gebiete der chemischen Anziehung heraustreten und sich von einander tren­nen.

3. Der Sauerstoff ist, wie die uns umgebende Luft, geruch- geschmack- und farblos.

4. Er ist ein gasförmiger Körper, kann aber durch Ver­bindung mit einem andern festen Körper in einen festen Zustand übergehen.