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Die überwiegende Menge des- Stickstoffs in der Luft ist für das Leben der Menschen und Thiere von der höchsten Wich­tigkeit.

Der Sauerstoff, den wir einathmen, verbindet sich mit dem Kohlenstoffe unseres Körpers und führt eine Art langsamer Verbrennung im Körper herbei, welche die Leibeswärme erzeugt. Das Einathmen von viel Sauerstoff würde «inen höhern Hitze­grad und eine größere Thätigkeit des Lebens, aber auch ein frü­heres Ende desselben hervorrufen, was Versuche mit Thieren, die man in reinen Sauerstoff brachte, gezeigt haben.

Die Anwesenheit des Stickstoffs in der Lust hat also den Vortheil, daß wir mit jedem Athemzuge nur eine kleine Portion Sauerstoff aufnehmen, wodurch die Lebensthätigkeit gemäßigt und geregelt wird.

Hinsichtlich der Neigung, sich mit andern Körpern zu ver­binden, ist der Stickstoff das Gegentheil vom Sauerstoff. Er liebt das einsame Leben, das Ungebundensein, und kann nur unter besondern Umständen dazu gebracht werden, eine chemische Verbindung mit andern Stoffen einzugehen.

Auch diese Eigenthümlichkeit des Stickstoffs ist von hoher Bedeutung für Menschen und Thiere. Würde der eingeathmete Stickstoff sich gleich dem Sauerstoffe leicht mit andern Körpern verbinden, so könnte dies nur von nachtheiligen Folgen für den Leib sein; so aber geht er aus demselben, ohne eine Rolle ge­spielt zu haben; denn um stickstoffhaltige Körpermassen zu bil­den, muß derselbe in der Verbindung mit den Nahrungsmitteln in unsern, sowie in den thierischen Körper aufgenommen werden.

In der Salpetersäure ist er eine Verbindung mit Sauer- stoff eingegangen, und da er einen Bestandtheil des Salpeters oder des Nitrum ausmacht, so heißt er Nitrogen d. h. Sal­petererzeuger. Mit Wasserstoff vereinigt, bildet er das scharfe Ammoniak, das in seiner Auflösung im Wasser als flüssiges Ammoniak oder Salmiakgeist allgemein bekannt ist. Ammoniak ist es, das durch seine Verflüchtigung den unangenehmen prickeln­den, säuerlichen Geruch der Düngerstätten, der Kloaken, der im feuchten Zustande faulenden und verwesenden, stickstoffhaltigen organischen Körper bewirkt. Dies Verflüchtigen des Ammoniaks sollte man aus doppelter Hinsicht zu verhindern suchen, erstens,

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