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Den Zuckerstoff finden wir nicht allein im Zuckerrohr, son­dern in vielen Wurzeln und Stengeln und in den meisten Frucht ten. Am reichlichsten und reinsten nächst dem Zuckerrohr ist er im Zuckerahorn, einem Baume von der Größe einer Eiche, ein­heimisch in Amerika, wo er noch zum Theil ungeheure Wälder bildet. Der Zucker wird aus dem Safte des Baumes gewon­nen, der aus den in denselben gemachten Einschnitten fließt.

Bei uns gewinnt man den Zucker aus Zuckerrüben, auch weißer Mangold genannt.

Den Zuckergehalt in den Rüben entdeckte der Chemiker und Apotheker Marggraf in Berlin im Jahre 1747. Achard (spr. Aschar) erbauet« die erste Zuckerfabrik auf seinem Gute bei Breslau, aber der Erfolg war nicht lohnend, und das Unter­nehmen ging «in. Erst 20 Jahre später fand dieser in Frank­reich vervollkommnete Industriezweig in Deutschland wieder Auf­nahme. Die Gewinnung des Zuckers aus Runkelrüben geschieht auf ähnliche Weise, wie beim Rohrzucker.

Auch der Honig, den die Bienen aus den Blumen sam­meln, ist Zucker. Wir nennen diese Auckerart, sowie den Zucker in Weinbeeren, im Obste und im Stärkemehl, Trauben - oder Krümelzucker. Er unterscheidet sich in seiner Zusam­mensetzung von dem Rohrzucker dadurch, daß er mehr Wasser- und Sauerstoff enthält, als dieser. In den Pflanzentheilen, sowie in den Bienen entsteht der Krümelzucker wahrscheinlich aus der Umwandlung des Rohrzuckers durch eine Säure; in der Biene bewirkt es möglicherweise die Ameisensäure. Auf künstlichem Wege bilden wir den Krümelzvcker aus Stärke; in­dem man dieselbe in kochendes Wasser bringt und dann dem Wasser eine kleine Menge Schwefelsäure zusetzt, die man nach der Bildung des Traubenzuckers durch Kalk niederschlägt und die Flüssigkeit abdampft.

Der Krümelzucker erscheint in kleinen, weißen Körnern und ist nicht so süß, als der Rohrzucker. Er wird vielfach in Frank­reich zur Weingeistbereitung angewendet, auch die Conditoren verbrauchen ihn.

Selbst aus Papier, roher Baumwolle, Flachs und Lein­wand (Lumpen) läßt sich Traubenzucker erzeugen, da die Holz­fasern, aus denen dies« Produkte bestehen, durch Schwefelsäure