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Zu den merkwürdigsten Gegenständen der portugiesischen Aus­stellung gehörte Welwitschia mir ab Ms Hook, fil., welche das erste Mal in ganzen Exemplaren auf dem Kontinente erschien. Ausser dem Museum in Lissabon und dem Kew-Museum bei London entbehren alle übrigen Sammlungen Exemplare dieses ebenso seltenen als merk­würdigen Gewächses.

Dr. Ferdinand Welwitsch, ein Oesterreicher von Geburt, welcher in letzterer Zeit als Naturforscher in portugiesischem Dienste stand, entdeckte diese Pflanze im Jahre 1857. Der erste Anblick setzte Welwitsch, nach seiner eigenen Aussage, in sehr grosses Erstaunen, da ihm die fremdartige habituelle Erscheinung anfangs nicht zurecht linden liess, welcher Familie dieser pygmäenartige, vielleicht hundert­jährige Baum angehören könne; erst die schön karminroth gefärbten, vierkantigen Kätzchen und die reifen Zapfen gaben Aufschluss, dass er den Gnetaceen angehöre. F. Welwitsch sowohl, als auch später J. J. Monteiro fanden sie in Mossamedes am Cap Negro und bei Loanda in Angola, der Zeichner T. Baines, der 1861 eine landschaft­liche Aufnahme machte, und C. J. Anderson trafen sie südwärts im Dainara-Land zunächst der Walfisch-Bay, und jenes Exemplar, wel­ches noch mit grünen Kotyledonen auf die Wiener Weltausstellung gebracht wurde, stammt aus Angola. Ihr Verbreitungsbezirk dürfte sich demnach vom 8.° bis zum 23.° S. B. an der Westküste Afrikas ausdehnen. In Mossamedes soll die Pflanze, den neuesten Nach­richten nach, häufig wachsen, wofür selbst der Umstand sprechen dürfte, dass Stricke, die aus der Blattfaser fabrizirt werden, ausge­stellt waren.

Vier Exemplare der Welwitschia waren auf der Wiener Welt­ausstellung von der portugiesischen Regierung eingesendet. Das grösste derselben bildete den Gipfel einer aus Faserwerk, Rinde und Waffen der Eingeborenen zusammengestellten Trophäe und hatte ein Meter im Durchmesser, aber der Kotyledone war es beraubt, und es blieb demnach nur der nackte, tischförmige, schwarzbraun gefärbte Strunk übrig. Die beiden kleineren Exemplare hatten 26 und 32 Ctm. im Durchmesser. Bei dem vierten Exemplare, welches erst in der zweiten Hälfte der Ausstellungsperiode eintraf, hatte die Längenachse des elliptischen, schüsselförmigen Stammtheiles 0-63 M. Es ist strahlenförmig stark zerklüftet und am Rande sind kleine, kreisförmige Narben zu bemerken, aus welchen die Fruchtstände aus- gebrochen sind. Es trägt noch seine beiden Kotyledone in der Länge von 2 Meter, und die, wie schon früher erwähnt, grün und frisch im Ausstellungsgebäude anlangten. Es ereignet sich bei dieser Pflanze der seltene Fall, dass während der ganzen Lebensdauer die Kotyle­done an derselben verbleiben, grösser werden und weitere Blätter nicht zur Ausbildung gelangen.

Durch die gnädigste Vermittlung Sr. k. k. Hoheit des durch­lauchtigsten Herrn Erzherzogs Rainer, Präsident der Wiener Welt- Ausstellung, ging sodann dieses Exemplar in den Besitz Sr. Majestät Wintergarten in Wien über.