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einem reichen Mann, der eine große Fabrik besaß in der viele Hunderte Männer und Frauen arbeiteten, für die armen Schulkinder eine Weihnachtsbescherung veranstaltet. Auch ich gehörte zu den Glücklichen die mit Naschwerk und wollenen Kleidungsstücken be­schenkt wurden. Die große, mächtige Tanne gab mehr Licht als ich je gesehen hatte und der Festschmaus der uns gegeben wurde, brachte uns alle in glück­selige Stimmung. Wie dankbar war ich dem guten reichen Mann, der so ein mildtätiges Herz für die Armen hatte. Als später meine verwitwete Mutter in seiner Fabrik für drei Gulden Wochenlohn, täg­lich t2 Stunden arbeiten mußte, konnte ich noch nicht beurteilen, daß darin die (Duelle für seineGroß­mut" gelegen war.

Erst viel später kam ich zu dieser Erkenntnis.

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Mein Vater wurde von einer bösartigen Krank­heit ergriffen, die uns in schwere Bedrängnis brachte. )m Krankenhaus wollte er nicht bleiben und ohne ärztliche Hilfe konnte er nicht sein. Arzt und Medi­kamente verschlangen aber fast alles, was verdient wurde und unsere Verhältnisse gestalteten sich immer jammervoller. So oft ich mit einem Rezept in die Apotheke geschickt wurde, klagte meine Mutter, wie lange das noch dauern würde. Eines Tages war es so weit, daß der Geistliche geholt wurde, um dem Vater die Beichte abzunehmen und ihn mit den Sterbe­sakramenten zu versehen. Das war für mich ein großes Ereignis. Alle Hausbewohner knieten in unserem