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-mit ihren Rindern zu tun haben. Zn diesem Punkte hatte mein Vater ihre Anschauung geteilt und meine Brüder hatten ihm schon mit zehn Jahren bei seiner Arbeit, der Weberei, helfen müssen. Drei Jahre Schule war nach Ansicht meiner Eltern genug und wer bis zum zehnten Jahre nichts lernt, lernt später auch nichts, war eine von ihnen oft getane Äußerung. Auch mein jüngster Bruder mußte jetzt aus der Schule aus- treten, doch hatten sich mittlerweile die Gesetze über die Schulpflicht schon mehr eingelebt und die Schulbehörde machte Schwierigkeiten. Mit vielen Gesuchen setzte es meine Mutter doch durch, daß er aus der Schule entlassen wurde und als Hilfsarbeiter in eine Fabrik gehen konnte.

Zwei Zahre vergingen, mein Bruder verdiente, meine Mutter rackerte vom grauenden Morgen bis in die sinkende Nacht. Ich mußte in den schulfreien Stunden den Haushalt versehen und lernte früh­zeitig alle Hausarbeiten verrichten. Zch war stolz auf das Lob, das die Leute mir spendeten, wenn ich beim Waschfaß stand oder den Fußboden scheuerte oder Rartoffeln zubereitete. Zch strebte darnach eine Stütze meiner Mutter zu werden, die von allen hoch­geachtet wurde. Zhr Fleiß, ihr stetes Bemühen sich mit ihren Rindern eine Existenz zu schaffen, fand überall Anerkennung. Es sollte aber recht schlecht kommen.

Eine allgemeine Arbeitslosigkeit griff um sich und auch meine Brüder und meine Mutter wurden davon betroffen. Um das Unglück vollzumachen stürzte mein