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jüngster Bruder, als er für seinen Arbeitsherrn einen Weg zumachen hatte, auf dem Glatteis so unglückselig, daß er einem jammervollen Siechtum verfiel. Ein Jahr lag er zu Hause am Krankenlager, dann mußte er in das Krankenhaus. Was war das für ein Jammer! Er trennte sich so schwer von unsrem dürftigen Heim, wo es ihm doch an richtiger Pflege mangelte. Fast zwei Zahre noch litt er, ehe er von seinen furchtbaren Schmerzen erlöst wurde. Ein ganzes Jahr hatte er im Wasserbette liegen müssen, um seine Schmerzen leichter ertragen zu können, wiederholt mußten Opera­tionen an ihm vorgenommen und Knochenteile entfernt werden. Wir konnten ihm so wenig geben und hatten nur den einen Trost, daß viele andere Menschen innigen Anteil an seinem Unglück nahmen und ihn reich beschenkten. Auch die Arzte und Pflegerinnen waren gut und liebevoll zu dem geduldigen, heiteren Knaben, der mit schöner Stimme, trotz seines be­jammernswerten Zustandes noch Lieder sang um die anderen zu erfreuen. Er war t5 Zahre als man ihn im Armensarg in einem Gratisgrab begrub.--

Die Arbeitslosigkeit hatte uns schwer getroffen, keiner von der Familie verdiente und auch die Hoff­nung auf Schnee, um beim Wegräumen etwas zu verdienen, erfüllte sich nicht. Da fand sich für mich, die Achtjährige, Arbeit, wenn ich aus der weit­entfernten Dorfschule kam, mußte ich zu einem Heim­arbeiter gehen und dort Knöpfe aufnähen. Bis neun Uhr abends blieb ich dort, später, als ich genügende