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Nach einigen Monaten wurde mir eine andere Arbeit zugewiesen, die besser bezahlt wurde. Sie war aber anstrengender. Ich mußte bei einem mit Gas betriebenen Blasebalg löten, was mir nicht gut zu tun schien. Meine Wangen wurden immer bleicher, eine große unbezwingliche Müdigkeit bemächtigte sich meiner, ich bekam Schwindelanfälle und mußte oft plötzlich eine Stütze suchen.

Ein anderes Ereignis brachte mich damals in große Unruhe. Ich habe schon erwähnt, daß wir nicht allein wohnten, sondern einen Kameraden meines Bruders bei uns hatten. Dieser ein häßlicher, blatter­narbiger, wortkarger Mensch hatte angefangen, mir Aufmerksamkeiten zu erweisen. Er brachte mir kleine harmlose Geschenke, wie Gbst und Bäckereien. Auch verschaffte er mir Bücher, weder mir noch der Mutter fiel das auf. war ich doch erst vierzehn Jahre alt. Einmal, an einem Feiertag, kam der Bettgeher abends allein nach Hause und wir gingen schlafen, ohne daß mein Bruder da war. Ich lag neben der Mutter an die wand gedrückt. Ich schlief wohl noch nicht fest genug, denn plötzlich erwachte ich mit einem Schreckens­schrei. Ich hatte über mir einen heißen Atem gespürt, konnte aber in der Finsternis nicht sehen was es sei. Mein Schrei hatte die Mutter geweckt, die sofort Licht machte und die Situation erkannte. Der Bett­geher hatte sich von seinem Bette, dessen Fußende an unser Kopfteil stieß, erhoben und über mich ge­beugt. Ich zitterte vor Schreck und Angst am ganzen Körper und ohne recht zu wissen, was der Mensch

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