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vorhatte, hatte ich den Instinkt, daß es etwas Un­rechtes sei. Meine Mutter machte ihm vorwürfe, auf die er fast nichts erwiderte. Als mein Bruder kam, den wir nun wachend erwarteten, gab es noch eine aufregende Szene und dem Schlafkollegen wurde gekündigt, was ich erwartet und gewünscht hatte geschah nicht. Er wurde nicht sofort weggeschickt, sondern durfte bis Ende der Woche bleiben, um Zeit zu haben eine andere Schlafstelle zu suchen und um nicht so mit Schande fort zu müssen. Unter dieser mir unbegreiflichen Rücksicht für diesen Menschen hatte ich furchtbar zu leiden. Ich fürchtete mich ein­zuschlafen und wenn ich endlich doch schlief, quälten mich die schrecklichsten Träume. Angstvoll schlang ich die Arme um meine Mutter, um mich zu bergen. Man schalt mich überspannt, schob die Schuld auf die Romane die ich las und verbot mir, noch weiter zu lesen.

Einige Wochen nach diesem mich erschütternden Vorfall wurde ich von einer schweren Ohnmacht be­fallen. Als ich durch ärztliche Bemühung das Bewußt­sein erlangt hatte, quälten mich Angstvorstellungen. Der Arzt fand den Fall sehr schwer, er schloß auf eine Nervenerkrankung und auf der Klinik, wohin mich die Mutter führte, forschte man nach der Lebens­weise meines Vaters und Großvaters und schien den übermäßigen Alkoholgenuß meines Vaters für mit­beteiligt an meiner Erkrankung zu halten. Mich fand man im höchsten Grade unterernährt und blutleer und riet mir viel Bewegung in frischer Luft zu machen und mich gut zu ernähren. Das waren die Heilung?-