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Keller Heraufschleppen mußte, immer von der Angst gepeinigt, beim Gehen über die schlechte Stiege von einer Ohnmacht befallen zu werden. Ich blieb nur einige Tage dort und war nicht zu bewegen noch hin­zugehen. Ich fand dann Arbeit in einer patronen- fabrik. Als ich die dritte Woche dort war und mittags auf der Straße ging, wurde ich von Passanten gestützt, als ich zu wanken begann und wieder ohn­mächtig wurde. Als die Ohnmacht vorüber war führte man mich nach Hause zum Entsetzen meiner Mutter. Ich bat sie, mich in das Krankenhaus zu bringen, davon hoffte ich Genesung, wenn sie über­haupt möglich war.

Drei Wochen brachte ich im Krankensaal zu und so paradox es klingen mag, es war die beste Zeit die ich bisher gehabt hatte. Alle waren gut gegen mich; die Arzte, die Pflegerinnen, die Patienten. Ich bekam regelmäßig gute Nahrung, hatte allein ein Bett und immer reine Wäsche. Ich machte mich überall nützlich, verfertigte Handarbeiten und erhielt vom Arzt Bücher. Damals lernte ich Friedrich Schiller kennen und Alfons Daudet. Die drama­tischen Gedichte Schillers und von den Dramen:Die Braut von Messina" begeisterten mich am meisten. AuchFromont junior und Risler senior" von Daudet machte großen Eindruck auf mich. Vier Wochen befand ich mich im besten Wohlsein unter Aufsicht der Arzte. Dann wurde ich geheilt entlassen.

Nicht ein einzigesmal war mir im Spital etwas zugestoßen. Immer hatte ich mich wohl befunden.