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mußte, meine Mutter möge mich schleunigst holen, da ich sonst nach Böhmen gebracht würde. Am nächsten Tag ging ich mit meiner armen Mntter, der nichts Schweres erspart geblieben war, nach Hause.

In späteren Jahren habe ich mich oft gefragt, was wohl aus mir geworden wäre, wenn man mich in meine Heimatsgemeinde gebracht hätte. Ich begann auch über das Verbrecherische der bureaukratischen Schablone nachzudenken, die mich, ein Rind, ein von frühester Kindheit an durch Arbeit und Hunger um alle Rinderfreuden gebrachtes Geschöpf in ein Haus für Greise und Sieche steckte und die mich, wenn nicht wenigstens ein denkender Beamter dagewesen wäre, einem ungewissen, aber sicher für viele Jahre fürchter­lichem Schicksale überliefert hätte. Erbitterung faßte mich in späteren Jahren oft, wenn ich mir alles ver­gegenwärtigte und mir sagte, daß es nur einem winzigen Zufall zuzuschreiben war, daß ich, die dann wieder ein gesundes arbeitstüchtiges Mädchen war und später eine gesunde Frau, nicht hinausgestoßen wurde in eine Umgebung, die mich auf alle Fälle mindestens als lästige Fremde behandelt hätte.

Hätte mich nicht der Beamte auf meinen Spazier­gänger! im Garten gesehen und einmal angesprochen, da ihm meine Jugend auffiel, so wäre mir wohl viel Schweres nicht erspart geblieben. Nun war ich wieder

daheim und sollte jetzt das weiß nähen erlernen. * * *

Es wurde eine einmonatliche Lehrzeit vereinbart, und gestützt auf die Hoffnung, mir damit eine bessere

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