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mich bei ihr arbeiten zu lassen, um mir wenigstens jetzt noch beizubringen, was sie mich zuerst nicht gelehrt hatte. Ganz im Gegenteil war es ihr darum zu tun, wieder ein anderes Mädchen für ihr Rind verwenden zu können und dafür noch Geld zu erhalten. Mit der Angabe, sie habe keine Arbeit und könne mich nicht beschäftigen, wurde ich weggeschickt. Meine Mutter wollte sich das nicht gefallen lassen, sie ver­langte ihr Geld zurück oder Nachholen der Lehrzeit. Aber schließlich war jede Stunde, die sie auf diese Unterhandlungen verwendete, Arbeitsverluft und da­mit auch Geldverlust. So mußte ich nun auf die Suche gehen, um alsWeißnäherin" Beschäftigung zu finden. Arbeit hätte ich wirklich gefunden, aber beim ersten Stück, das ich in die Hand bekam, sah man, daß ich nichts konnte und damit war es zu Ende. Ich mußte nun wieder Arbeit nehmen, wo ich welche bekam.

Da nichts von Dauer war, redete die Mutter wieder mit der verwandten und ich begann wieder dort zu arbeiten. Ls war aber ein besonders schlechtes Jahr, da sich die Damenmode in anderer Richtung entwickelte. Die tote Saison, die sonst erst knapp vor Weihnachten begann, fing diesmal schon im November an. Zuerst wurde nur um einige Stunden im Tage weniger gearbeitet, vier Wochen vor Weihnachten stockte aber alle Arbeit. Nun war ich wieder zu Hause und ich war doch schon ein Mädchen von fast 1^5 Jahren. Tag um Tag begann jetzt wieder meine Wanderung. Ls traf uns diesmal besonders hart, da wir noch ein