30

zu uns nachsehen kam, ebensoviel. Das meiste davonging auf, um meinem Bruder die notwendigsten Kleidungs­stücke zu kaufen, wovon überleben? Vier Gulden ver­diente jetzt die Mutter, davon sollten drei ernährt werden.

Um jeden Preis mußte ich Arbeit finden; die jetzt folgenden Ereignisse werde ich nie vergessen und es gab seither kein Jahr, in dem ich mich nicht an das Weihnachtsfest von damals erinnert hätte.

* * *

Es war ein kalter strenger Winter und in unsrer Kammer konnten wind und Schnee un­gehindert hinein, wenn wir Morgens die Tür öffneten, so mußten wir erst das angefrorene Eis zerhacken, um hinaus zu können, denn der Eintritt in die Kammer war direkt vom Hofe und wir hatten nur eine einfache Glastür. Die Mutter ging um halb 6 Uhr von Hause fort, da sie um 6 Uhr zu arbeiten begann. Ich ging eine Stunde später Arbeit suchen.Bitt' schön um Arbeit", mußte wieder unzählige Male gesagt werden. Fast den ganzen Tag war ich auf der Straße. Heizen konnten wir daheim nicht, das wäre Verschwendung gewesen, so trieb ich mich auf der Straße, in den Kirchen und am Friedhof herum. Ein Stück Brot und ein paar Kreuzer, um mir Mittag etwas kaufen zu können, bekam ich mit. Das Weinen mußte ich immer gewaltsam zurückdrängen, wenn meine Bitte um Arbeit abgewiesen wurde und ich aus dem warmen Raum wieder hinaus mußte, wie gerne hätte ich alle Arbeit getan, um nur nicht so frieren zu müssen. )m Schnee wurden meine Kleider feucht