34

dieUnschuld", da ich bei ihren Gesprächen verlegen wurde.

Sehr oft wurde von einem Herrn Berger gesprochen, der Reisender der Firma war und jetzt zurückerwartet wurde. Alle Arbeiterinnen schwärmten für ihn, so daß ich neugierig war, den Herrn zu sehen. Ich war zwei Wochen dort, als er kam. Alles war in Be­wegung und man sprach nur vom Aussehen des be­wunderten Reisenden. Mit der gnädigen Frau kam er in den Saal, in dem ich arbeitete. Er gefiel mir gar nicht. Am Nachmittag wurde ich in das Komptoir gerufen; Herr Berger schickte mich um etwas und machte dabei eine alberne Bemerkung über meineschönen Hände". Als ich zurückkam, war es schon dunkel und ich mußte einen leeren Vorraum passieren, der nicht erleuchtet war und sich daher im Halbdunkel befand, da er nur Licht durch die Glastür erhielt, die in den Arbeitssaal führte. Herr Berger befand sich in dem Raum als ich kam. Er nahm mich bei den Händen und frug mich teilnehmend nach meinen Verhältnissen. Ich antwortete ihm wahrheitsgetreu und erzählte von unserer Armut. Er sprach einige mitleidige Worte, lobte mich und versprach, sich für mich zu verwenden, damit ich mehr Lohn bekomme. Begreiflicherweise war ich hochbeglückt, über diese Aussicht, die sich mir eröffnete, hatte ich doch nur zwei Gulden und fünfzig Kreuzer wochenlohn, wofür ich täglich zwölf Stunden arbeiten mußte. Ich stammelte einige Dankesworte und versicherte, daß ich mich seiner Fürsprache würdig erweisen werde. Ehe ich