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Ich hatte soviel von der Allmacht Gottes gelesen, von der Hilfe zur rechten Zeit, von der belohnten Tugend und ähnlichen Dingen, daß ich mir einredete auch für mich werde es Hilfe geben. Darum kniete ich vor dem Altar im heißen Gebet, dann ging ich wieder suchenden Blickes auf die Straße; ich konnte ja wieder eine Börse finden und mehr Geld nach Hause bringen, als erwartet wurde. Wo die Frauen dichtgedrängt bei den Fischständen standen, um für den Abend einzukaufen, ging ich hin. Obwohl ich nicht wußte, wie Fische schmeckten, kam mir in meiner Verzweiflung kein Verlangen darnach. Nur Geld wollte ich haben. Tolle Gedanken, vor deren Aus­führung ich aber zurückschreckte, durchschwirrten meinen Kopf. Ls kam der Nachmittag. Die Leute eilten mit ihren Paketen heimwärts, um ihren Lieben glück­liche Stunden zu bereiten. Es war schon überall Feierabend und auch ich wurde schon daheim er­wartet. wo sollte ich aber Geld hernehmen?

Da kam mir noch ein Gedanke. Ich hatte eine Tante, die bei einer Gräfin bedienstet war; diese Tante war für uns der Inbegriff aller Vornehmheit, ihre Stelle bei der gräflichen Dame verschaffte ihr diesen Nimbus. DieStadttante", das hatte für uns immer etwas Feierliches und wenn sie uns manchmal besuchte, so erwiesen wir ihr höchste Ehrerbietung. Sie galt als sehr fromm, und die Grdenskirche in die sie immer ging, erhielt von ihr viele Spenden. Von ihr erhoffte ich jetzt Hilfe. Ich traf sie nicht zu Hause, sie war in der Kirche. Ich suchte sie dort, sie war