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Körper erschütterte, wurde ich von einem eleganten Herrn angesprochen. Er fragte mich, wohin ich so spät noch gehe und warum ich weine. Das mußte die Rettung sein; das war sicher Gottes Fügung! Alle Hoffnung kam wieder über mich und ich erzählte meinen Kummer. Zwei Gulden müßte ich haben sonst könne ich nicht nach Hause gehen, wie lieb und gut sprach der Herr. Zehn Gulden wollte er mir geben nur müsse ich mit ihm gehen, da er kein Geld bei sich habe. Ich wußte nicht, was mich behütete, aber trotz meiner Not ging ich nicht mit in seine Wohnung. Bei dem Hause, in das er mich führen wollte, angelangt, bat ich warten zu dürfen, bis er mit dem Gelde komme. Als er mir zuredete und mich mit sanfter Gewalt hinein zu ziehen versuchte, riß ich mich los und lief davon. Es war eine so namen­lose Furcht über mich gekommen, die Blicke, mit welchen der Herr mich ansah, hatten mich so erschreckt, daß ich, ohne mich zu besinnen, davonstürzte, in der Richtung nach meiner Wohnung. Dort traf ich meinen Bruder,^der mich schon lange Zeit suchte und soeben in die Fabrik gehen wollte, um nach mir zu fragen.

Soll ich noch erzählen, wie dieser Weihnachts­abend weiter verlief? wie weder Mutter noch Bruder in meinem Inneren lesen konnten, wie sie meine Beweggründe nicht verstehen und mir auch nicht ver­zeihen konnten? Sie nannten mich schlecht und faul. Mich faul! In einem Alter, wo andere Kinder mit der Puppe spielen und in der Schulbank sitzen, wo