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Fabrik ermessen. Hier waren die anerkannt besten Arbeitsbedingungen. Zn keiner der benachbarten Fabriken wurde so viel Lohn gezahlt, man wurde all­gemein beneidet. Die Eltern priesen sich glücklich, wenn sie ihre der Schule entwachsenen jährigen Töchter dort unterbringen konnten. Jede war bestrebt, sich vollste Zu­friedenheit zu erwerben, um nicht entlassen zu werden. Ja, verheiratete Arbeiterinnen bemühten sich, ihre Män­ner, die jahrelang einen Beruf erlernt hatten, in dieser Fabrik als Hilfsarbeiter unterzubringen, weil dann die Existenz gesicherter war. Und selbst hier, in diesemPa­radies" ernährten sich alle schlecht, werinder Fabrik über die Mittagsstunde blieb, kaufte sich um einige Kreuzer Wurst, oder Abfälle in einer Käsehandlung. Manch­mal man Butterbrot und billiges Obst. Einige tranken auch ein Glas Bier und tunkten Brot ein. Wenn uns vor diesem Menü schon ekelte, dann holten wir uns aus dem Gasthaus zu essen. Für fünf Kreuzer entweder Suppe oder Gemüse. Die Zubereitung war selten gut, der Geruch des verwendeten Fettes ab­scheulich, wir empfanden oft solchen Ekel, daß wir das Essen ausgossen und lieber trockenes Brot aßen und uns mit dem Gedanken an den Kaffee trösteten, den wir für den Nachmittag mitgebracht hatten.

Oft passierte der Fabrikherr den Hofraum, wenn wir dort unser Mittagessen einnahmen. Manchmal blieb er stehen und fragte, was esGutes" gebe. War er besonders gut gelaunt oder war die Arbeiterin, die er anredete hübsch und verstand sie zu klagen, darin schenkte er ihr Geld, damit sie sich etwas besseres kaufen