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könne. Das empörte mich immer, wenn er mich fragte, sagte ich immer, das Essen sei gut.

wir versuchten es auch in eine Auskocherei zu gehen. Da erhielt man für acht Kreuzer Suppe und Gemüse. Für weitere acht Kreuzer kauften sich manch­mal zwei zusammen ein Stückgekochtes Fleisch. Ich ging vorübergehend in die Auskocherei, als ich noch einmal krank wurde und der Arzt wieder gute Nahrung für das wichtigste erklärte. Nachdem sich aber mein Zu­stand wieder gebessert hatte und ich kräftiger geworden war, tat mir diese große Ausgabe wieder leid. )ch wollte ja Geld ersparen, um jederzeit einen Not­pfennig zu haben.

Überhaupt konnten sich nur jene Mädchen besser ernähren, die an ihrer Familie eine Stütze hatten. Das waren aber nur wenige. Viel öfter hatten die Arbeiterinnen ihre Eltern zu unterstützen oder sie mußten Kostgeld für Kinder bezahlen, wie aufopfernd waren diese Mütter! Kreuzer um Kreuzer sparten sie, um es den Kindern zu verbessern und um der Kostfrau Geschenke machen zu können, damit diese den Kindern gute Pflege angedeihen lasse. Gft mußten Kolleginnen auch für den arbeitslosen Mann sorgen und sich doppelte Entbehrung auferlegen, weil sie allein die Kosten des Hausstandes zu bestreiten hatten.

Auch den viel verlästerten Leichtsinn der Fabrik­mädchen lernte ich kennen. Gewiß, die Mädchen gingen tanzen, sie hatten Liebesverhältnisse; andere stellten sich um drei Uhr Nachmittag bei einem Theater an, um abends für dreißig Kreuzer einer Vorstellung