armes Kind ein Pate oder eine Patin gefunden hatte, so riet mir meine Mutter, ich solle auch mein Glück ver­suchen und mich zur Kirche stellen oder ich müsse warten, bis ich genug verdiene, um mir alles selber kaufen zu können.

Als ich sechzehn Jahre war und mir der erste Mann vom Heiraten sprach, da wandte ich allen Ernstes ein: Aber ich bin ja noch nicht gefirmt. Dieses Sakrament mußte nach meiner Anschauung eine richtige Katholikin empfangen haben, ehe sie an die Ehe denken durste. Jetzt war ich siebzehn Jahre alt und wollte nicht länger warten. Eine junge Kollegin, die mit einem wohl­habenden jungen Manne verlobt war, wollte meine Patin sein. In einem Abzahlungsgeschäft kaufte ich mir ein schönes lichtes Kleid, elegante Schuhe, einen seidenen Sonnenschirm, seine Handschuhe und einen das ganze krönenden blumengeschmückten Hut. Das waren Herrlichkeiten! Dazu die Fahrt im offenen Wagen, die Zeremonie in der Kirche mit dem bischöf­lichen Backenstreich, dann ein Ausflug, ein Gebetbuch und einige nützliche Geschenke. Jetzt kam ich mir erst ganz erwachsen vor.

Die Mutter ging jetzt auch nicht mehr arbeiten, sie verdiente zu Hause etwas und besorgte die Wirtschaft, wir hatten jetzt ein Zimmer mit zwei Fenstern ge­nommen und mit uns wohnte wieder der jüngste Bruder, aber ohne Schlafkollegen, wenn ich jetzt am Sonntag las, konnte ich bei einem Fenster sitzen und darüber war ich überglücklich. Ich