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führer mit mir unzufrieden sei. Ich verwies darauf, daß meine Arbeit trotz der häufigen Kontrolle immer in Ordnung sei. Der Fabrikant, alsBrotgeber" betrachtete ich ihn schon lange nicht mehr sah mich einen Augenblick an, dann ging er mit den Worten: Ls ist gut, arbeiten Sie so wie bisher."

Don derFrauenfrage" hatte ich noch immer keine Ahnung. Darüber stand nichts in der Zeitung und eine andere presse als die sozialdemo­kratische las ich nicht mehr. Ich kannte auch keine Frau, die sich für Politik interessiert hätte. Ich galt als eine Ausnahme und betrachtete mich selber als solche. Die soziale Frage, wie ich sie damals verstand, hielt ich für eine Männerfrage und die Politik eben­falls für eine Sache der Männer. Nur hätte ich gerne ein Mann sein mögen, um auch ein Anrecht auf die Be­schäftigung mit Politik zu haben. Daß die Sozialdemo- kraten den Frauen die Gleichberechtigung mit dem Manne erkämpfen wollen, erfuhr ich zum ersten Male, als ich gelegentlich eines Parteitages das sozialdemokratische Programm las. Wie aber Frauen selbst an den Partei­bestrebungen mitarbeiten könnten, wußte ich noch nicht. Da las ich eines Tages in der sozialdemokratischen Zeitung folgenden Artikel:

Das Weib im XIX. Jahrhundert", so betitelt sich ein großes Fest, das zu wohltätigem Zwecke abgehalten wurde. Der Hauptpunkt der originellen Schaustellung war dieVorführung der Lrwerbs- tätigkeit der Frau". Ls gehört die ganze Frivolität,

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