einrichtungen und eine kurzsichtige Gesetzgebung, andere Menschen so lange arbeiten müssen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen."
Diese Einleitung blieb in meinem Gedächtnisse haften und meine Gedanken arbeiteten daran weiter. Die zweite Versammlung besuchte ich am Weihnachtstag; dort waren außer mir noch zwei Frauen anwesend. Der Redner sprach über „Klassengegensätze". Er sprach gut, wirkungsvoll, hinreißend. Ich hörte die leidensvolle Geschichte meiner eigenen weih- nachtsfeste schildern und im Gegensatz zu den Entbehrungen der Armen, den Überfluß der Reichen. In mir drängte alles Hinzurufen: „Das weiß ich auch, das kann ich auch erzählen!" Aber noch wagte ich kein lVort, nicht einmal den Nut hatte ich, Beifall zu spenden. Das hielt ich für unweiblich und nur den Männern zukommend. Auch wurde in den Versammlungen nur für Männer gesprochen. Keiner der Redner wendete sich auch an die Frauen, die allerdings nur sehr vereinzelt anwesend waren. Aber es schien alles nur Männerleid und Männerelend zu sein. Ich empfand es schmerzlich, daß man über die Arbeiterinnen nicht sprach, daß man sich nicht auch an sie wandte und zum Kampfe aufrief. —
Die dritte Versammlung, die ich besuchte und die ich ihres Charakters wegen noch anführe, war eine Wählerversammlung. Die Polizei duldete keine Frauen in diesen politischen Versammlungen und doch wollte ich so gerne einer beiwohnen. Einmal gelang es meinen flehentlichen Bitten, die Ordner zu überreden, mich