91

die Feindseligkeit der Mutter lastete immer schwerer auf mir. Sie hemmte mich in meiner Entwicklung und wie an schweren Ketten hatte ich daran zu schleppen.

Da will ich eines Versuches dankbar gedenken, der gemacht wurde, meine Mutter umzustimmen und sie mit meiner Tätigkeit auszusöhnen.

Friedrich Engels bereiste den Kontinent und da lernte auch ich ihn kennen. Er war von gewinnender Freundlichkeit, so daß man gar nicht das Gefühl hatte, einemganz Großen" der Internationale gegenüber zu sein. Da damals noch wenige Frauen in der Partei arbeiteten, die Führer aber die Mitarbeit der Frauen für nützlich hielten, so interessierte sich auch Friedrich Engels für meine Entwicklung. Da er mit mir sprach, so erzählte ich ihm auch von dem, was mir am meisten am Herzen lag, von meiner Mutter. Er wollte mir helfen und mir meinen Lebensweg erleichtern. Mit August Bebel kam er zu mir in meine bescheidene Vorstadtwohnung. Sie wollten der alten Frau be­greiflich machen, daß sie auf ihre Tochter eigentlich stolz sein sollte. Aber meine Mutter, die nicht lesen und schreiben konnte und die von Politik nie etwas vernommen hatte, zeigte für die guten Absichten der beiden Führer kein Verständnis. Beide waren zwar in ganz Europa berühmt, ihre schriftstellerische und rednerische revolutionierende Tätigkeit hatte die Au­toritäten der ganzen lvelt in Bewegung gesetzt, an der alten armen Frau war sie aber spurlos vorüber­gegangen, sie kannte nicht einmal ihre Namen. ^

Als wir wieder allein waren, sagte sie gering-