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Dr. Barnardo's Homes : (Rettungs- und Wohlfahrts-Anstalten) / von Katharina Migerka
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Menschen zu guten Zwecken zu begeistern, sie dafür zu gewinnen, das, wie es den Einzelnen mit wunderbarer Kraft ausstattet, zugleich das Band ist, das die Geretteten so fest mit ihren Rettern verbindet, das, so gross auch die Sittenverderbnis und Verrohung gewisser Schichten sein mag, doch vielen Tausenden von Verbrechern und Ge­fallenen die Kraft gibt, sich wieder zu erheben, und das den Unglücklichen Geduld und Ergebung lehrt im Leiden es ist der Glaube, das tief religiöse Gefühl.

Mag immerhin viel Formenwesen und Pietismus dabei im Spiele sein, der Glaube, der da lehrt, das Gute nicht um der Menschen, sondern um Gottes willen zu thun, er stattet Alle, die in ihm der Menschheit dienen, mit sieg­reicher Gewalt aus. Wollte man der freien Wohlthätigkeit Englands das religiöse Element entziehen, sie würde, ihrer besten Kraft beraubt, machtlos zusammensinken.

Wie wir schon früher erwähnt, ist auch bei Dr. Bar- nardo in erster Linie tiefe Frömmigkeit, das Bewusstsein, der Vollstrecker göttlichen Willens zu sein, die Triebfeder all seines Thuns.

Aber Dr. Barnardo ist nicht nur der grosse Menschen­freund, der glaubensstarke Streiter, er ist auch ein genialer Agitator, ein organisatorisches, wie erfindendes Talent auf dem Gebiete der Wohlthätigkeit. Dazu kommt seine herz­bezwingende Beredsamkeit, seine hinreissende Begeisterung, die ohne Unterlass für seine gute Sache zu wirken weiss. Unerschöpflich wie der Born seiner Liebe scheint auch die Zaubergabe zu sein, seinem Rettungswerke Freunde, Helfer, Geber zu gewinnen.

In allen Städten Englands und über England hinaus tritt er und treten, gdeich ihm, seine Mitarbeiter als beredte An­wälte auf aller unglücklichen und hilfsbedürftigen Kinder. Und in der sein Wirken unterstützenden und verbreitenden ZeitschriftNight and Day u schildert er in ergreifender Anschaulichkeit in Wort und Bild die Verlassenheit und Noth, die Härte und Grausamkeit, die moralischen Ge­fahren, die mehr oder weniger all die Kinder zu erdulden hatten, bevor sie eine schützende Zufluchtsstätte in seinen Homes fanden. Niemand wird diese Blätter, die in AVahr- heit Gedenkblätter des tiefsten Menschenelendes

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