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und der höchsten Menschenliebe sind, unbewegten Herzens lesen können.

Dr. Barnardo weiss klug Stunde, Ort und Gelegen­heit zu benützen, um die Theilnahme für seine Unter­nehmungen zu wecken und zu steigern. Das 25jährige Jubilarfest seiner ersten Institution, das am 3. Juli 1800 in Albert Hall mit grosser Festlichkeit begangen wurde, hat ihm und seinen Homes gewiss viel neue Freunde zugeführt. Eine anlässlich dieses 25jährigen Bestandes seiner Homes angeregte Sammlung ergab die Summe von JG 13.000; 1500seiner Kinder nahmen bei der Festversammlung, bei der Marquis de Lome, Schwiegersohn der Königin, den Vorsitz führte, handelnd theil. Dr. Barnardo ist der Erfinder der Idee, die seitdem auch von anderen Kinder­schutzvereinen Nachahmung fand, seine Erziehungs- und Unterrichts-Resultate in Bildern der versammelten Menge zur Anschauung zu bringen.

Rothwangige Babies mit ihren Wärterinnen, kleine Mädchen mit Gesang und Kindergartenspiel, emsig arbeitende Wäscherinnen, lustige Turner, taktfeste Musiker, Feuerwerker, junge Schreiner, Tischler, Schneider, .Schmiede u. s. w. mit ihren Handwerkszeichen, Burschen, die Rettungsarbeiten bei Bränden und Unglücksfällen zur Darstellung brachten, andere, die in voller Reiseausrüstung mit sichtlicher Eignung für den künftigen Farmerberuf sich zeigten, Lahme, Krüppel und mit sonstigen Gebrechen Behaftete, die zeigten, was körperliche und geistige Pflege vermag, sie alle zogen an den in frohes Schauen ver­sunkenen Zuschauern in Gruppenbildern vorüber, alle mit dem Ausdrucke der Gesundheit, des kindlichen Frohsinnes im Antlitz. Um den Werth solcher Errungenschaften noch wirksamer zu machen, wurden auch Kinder, wie sie in den letzten Tagen zur Aufnahme gelangten, vorgeführt, schmächtige, in Lumpen gehüllte Gestalten mit blassen, hohläugigen Zügen, die von viel Hunger und Leid er­zählten. Der Gegensatz wirkte ergreifend.

Bei solchem Anblick, da ging wohl in Manchem, den bisher Noth und Bedrängnis seiner Mitmenschen kalt und gleichgiltig gelassen, ein Ahnen auf, mehr als das, das Bewusstsein mochte erw T achen, dass wir Alle, die wir uns