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bezahlt, weil sie Frauen sind? — Exp. Kügler: Die Arbeit der Frau ist ganz die gleiche wie die des Mannes. Tort, wo eine Arbeit für eine Frau zu schwer ist, wird ohnehin ein Mann genommen.
Tr. Qsner: Wie war die Verhältnißzahl der Frauen früher, und wie ist sie jetzt? — Exp. Kügler: Früher waren ein Drittel weibliche und zwei Drittel männliche Hilfsarbeiter; jetzt ist es umgekehrt.
Tr. Qsner: Wie steht es mit den Schutzvorrichtungen beim Ein- und Auslegen? — Exp. Kügler: Bei den nenconstruirten Maschinen gibt es Schutzvorrichtungen, bei den alten Maschinen aber nicht. Da wird hie und da etwas gemacht, wenn ein Unglück passirt und die Commission kommt. So lange dieser Fall aber noch nicht eingetreten ist, wird es unterlassen, bis einmal etwas geschieht.
Adolf Weiß: Wie lange ist die Arbeitszeit? — Exp. Kügler: Gewöhnlich 9Vz oder lO Stunden.
Dr. Hainisch: Kommt es vor, daß die Leute Kost oder Wohnung vom Arbeitgeber haben? — Exp. Kügler: Nie.
Frl. Fickert: In welchem Alter treten die Mädchen in die Arbeit ein? — Exp. Kügler: Mit 14 Jahren. Manchmal mit l.N /2 Jahren, wenn sie also noch ein halbes Jahr die schule zu besuchen hätten.
Tr. Schwiedland: Wie steht es mit den Lebensverhältnissen der Lehrmädchen? — Exp. Kügler: Wir haben keine Lehrmädchen, sondern nur Anfängerinnen. Diese bekommen gewöhnlich zu Hause Kost und Quartier. In der Früh wird Kaffee gekocht, den sie sich für den ganzen Tag mitnehmen. Zu Mittag wird aus dem Gasthause Brot und Gemüse geholt, und am Abend essen sie zu Hanse. Die Ernährung ist natürlich sehr schlecht und trägt viel zu den Erkrankungen bei.
Tr. Schmied ha n d : Wird Arbeit nach Hause genommen? — Experte Kügler: Ja wohl, in den Buchbindereien. Das Einpacken, Falzen von Trncksorten n. s. w. wird für ein geringes Entgelt manchmal zu Hanse verrichtet.
P ern ersto rser: Welchem Lebensalter gehören die Arbeiterinnen an? — Exp. Kügler: Von 14 bis 45 Jahren.
Tr. K aizl: Ist die Arbeitsnachfrage bei Ihrer Branche eine stetige, oder gibt es auch Zeiten mit größerem oder geringerem Arbeitsbedars, so daß dann Entlassungen oder Neuaufnahmen erfolgen? — Exp. Kügler: Das Arbeitsangebot ist immer weit größer, weil zu viel Reservearbeiter in der Branche da sind, und zwar sowohl Gehilfen wie Hilfsarbeiter. Es wird immer mehr Arbeit gesucht als gesunden; besonders ist dies im Hochsommer der Fall, wo viele Arbeiterinnen in Folge des schlechten Geschäftsganges aussetzen müssen. Am besten steht es in der Wintersaison.
Dr. Kaizl: Herrscht eine große Concurrenz unter den Unternehmern selbst, und wie gestaltet sich die Lage der Unternehmer? Haben sie im Verhältniß zum Capitalaufwande und den gezahlten Löhnen einen großen Gewinn, oder gibt es eine große Anzahl von Unternehmern, die selbst in gedrückten Verhältnissen leben? — Exp. Kügler: Die Concurrenz unter den großen und kleinen Unternehmern wird durch den Maschinenbetrieb bedingt, welcher es dem größeren Unternehmer gestattet, dem kleineren Concurrenz zu machen. Ueberdies gibt es viele Unternehmer in der Provinz, die billigere Arbeitskräfte haben und so den Preis der Wiener herunterdrücken. Diese Concurrenz geht aber immer aus den Arbeiter selbst aus. Wir haben dem löblichen Gremium den Vorschlag gemacht, man möge die Concurrenz nach außen zurückdrängen, nicht aber auf uns Arbeiter. Darauf haben wir die Antwort bekommen, daß das im internationalen Wege geregelt werden müsse, und wir Arbeiter können es doch nicht bewirken, daß die Unternehmer internationale Maßregeln gegen die Concurrenz treffen.
Tr. Kaizl: Wie sind die Verhältnisse der Arbeiter bei den Unter-