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können sich natürlich nur die reichsten Unternehmer diese Maschinen an­schaffen, denn eine solche kostet l2- bis 1400 Mark.

Tr. Kaizl: Der vorige Herr Experte hat meine Frage bezüglich der Lage der Unternehmer eigentlich nicht beantwortet. Vielleicht wird sich in Folge des durch die Concurrenz bedingten geringen Erwerbes mancher Unternehmer verleiten lassen, die Vorschriften der Gewerbeordnung nur lässig zu erfüllen? Exp. Prahse: Diese Frage ist nicht leicht zu be­antworten. Aber ich kenne zufällig die Verhältnisse in unserer Branche auch in dieser Beziehung sehr genau, weil ich ja selbst an den Unternehmerfrenden Antheil habe. In Oesterreich ist eigentlich gar kein Industriegebiet für das Geschäft vorhanden. In Deutschland ist das anders, weil dort kein Tabak­monopol ist und deshalb in der Etiquettenbranche riesig gearbeitet wird. In Oesterreich haben wir nur die Mercantilbranche und den heute bereits im Absterben begriffenen Oelfarbcndrnck. Reisfenstein, Hauck und Andere sind eingegangen. Aus dem Wiener Platze speciell ist die Sache deshalb noch schwieriger, weil in der Provinz, z. B. in Böhmen von der Firma Müllner L Pick in Teplitz und einigen anderen Anstalten, besonders in Beziehung aus das Chromosach, den Wienern Concurrenz gemacht wird, indem sie dort auch tüchtige Arbeiter aus Deutschland hereinbekommen. Ich habe auch in der Provinz und in Deutschland gearbeitet. Bei den Handpressedruckern sind die Löhne in der Provinz durchaus nicht schlechter wie in Wien. Der Zins, die Kohlen rc. sind dort billiger, und deshalb kann der Unternehmer ebenso hohe Löhne zahlen wie in Wien. Allerdings gibt es Ausnahmen. In Graz werden veispielsweise oft nur sl. 3, 4 für einen Arbeiter gezahlt, der in Wien fl. 6 bis 7 bekommt. Speciell die Mädchen und Hilfsarbeiter sind schlechter bezahlt. Was einer der Herren Experten über den Chromo sagte, daß nämlich die Produktion in größeren Quantitäten erfolgt, ist richtig. Wenn sich Jemand Chromo-Etiquetten machen läßt, so muß er sich dieselben in größerer Anzahl machen lassen. In Wien haben wir keine großen Chromoproductionen, während von Deutschland nach Wien ungeheuer viele Luxusdrucksorten hereinkommen, so Gratulationskarten, Chromoplacate, überhaupt bessere lithographische Arbeiten, meist Reclame. Unser Markt ist von Agenten aus Deutschland überschwemmt. Vielleicht herrscht auch hier nicht die richtige Unternehmungs­lust. um den Deutschen Concurrenz zu machen. Es gibt in Deutschland, z. B. in Leipzig, Anstalten, welche bis zu 50 Maschinen haben. Bei uns ist es nur die Firma Eberle, in der factisch sabriksmäßig gearbeitet wird. In Deutschland sind diese Anstalten hoch entwickelt und exportiren nach Frank­reich, England und Oesterreich, während sich bei uns die Production lediglich auf das Inland beschränkt.

Dr. Kaizl: Ich möchte aber den Herrn Experten über die Lage der Unternehmer selbst fragen. Für's Zweite möchte ich wissen, ob nicht der Umstand, daß das Lithographengewcrbe bei uns ein Concessionsgewerbe ist, eine Beengung der Produktionsverhältnisse hervorruft? Exp. Prahse: Es ist richtig, daß die Verhältnisse der kleinen Unternehmer sehr triste sind, und zwar durch die Schmutzconcurrenz sowohl von innen wie von außen. Was die Concessionirung anbelangt, ch ist das nur Firlefanz. Wer Geld hat, kann sich Einen kaufen, derdie Mauer macht", wie man sagt, und die wenigsten Unternehmer sind Fachleute. Wenn aber ein Drucker sich selbst- ständig machen will, so bekommt er keine Concession. Es wird da eine große Vorbildung verlangt, Realschule u. s. w., aus Fachbildung wird nicht geschaut, nur auf das Geld. Ueberöies wird ganz bestimmt Concessionsschacher getrieben.

Dr. Verkauf: Wird durch die Entwicklung der Technik die Frauen­arbeit gehemmt oder gefördert? Exp. Prahse: Gefördert.

Dr. Verkauf: Wird dadurch die Verwendung der Frauen zu quali- ficirten Arbeiten gefördert? Exp. Prahse: Gewiß, in Deutschland ist dies schon dadurch zum Ausdruck gekommen, daß es Lithographinnen gibt.