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Tr. Osner: Sind Sie freiwillig vorn Wochenlohn zum Stücklohn übergegangen oder mußten Sie das thun? — Exp. Nr. 12: Ich war schon , zwei Jahre dort, da bin ich einmal Dienstag Früh in die Arbeit gekommen,
da ist auf dem Tisch das Buch von einer Jeden gelegen, und es hat geheißen:
' „Heute sind wir nach dem Stück." Es ist Niemand gefragt worden, ob es
: ihm recht ist. Der Herr hätte sagen sollen, was man per 100 Stück bekommt,
! denn bei uns wird nach dem Hundert gezahlt. Das hat er nicht gleich gesagt.
Als Arbeiterin nach Stück will man fleißiger sein, weil man sich mehr verdienen kann. Der Herr hat bis Samstag gewartet, wie viel sich die Arbeiterin > per Stück verdient, hat sich das ausgerechnet, und hat dann per Stück um
so viel weniger gezahlt, damit dasselbe herauskommt.
Vorsitzender: Es sind dort auch Versuche gemacht worden, die Arbeiterinnen zur Organisation heranzuziehen. Hat das der Herr ... geduldet ? — Exp. Nr. 12: Da hat es ganz einfach geheißen: „Die bei mir arbeitet, darf in keinen Fachverein gehen: die Erste, von der ich das höre, liegt ^ draußen. Das brauche ich nicht in meiner Fabrik."
V o rs itz end er: Es soll auch ein solcher Fall von Maßregelung vorgekommen sein. Kommen Unfälle häufig vor? - - Exp. Nr. 12: Ja, bei. . . ist sehr viel vorgekommen. Es ist ihm vorgeschrieben worden, Bor- richtungen zu machen, daß die Hände bei den Maschinen nicht zukommen können. Er hat es aber nicht gemacht, und sehr Viele haben sich die Finger gequetscht und gezwickt.
Vorsitzender: Ist er gegen Unfall versichert? — Exp. Nr. 12: Ich glaube nicht.
! Vorsitzender: Haben Sie einen Motor? — Exp. Nr. 12: Einen
^ Gasmotor.
! Vorsitzender: Dann waren Sie jedenfalls versichert. — Expertin
! Nr. 12: Zu der Zeit waren wir in der Allgemeinen Krankenkasse; das war
auch gegen Unfall.
Vorsitzender: Was ist Ihnen abgezogen worden? — Expertin Nr. 12: Jährlich 20 kr.
t Vorsitzende r: Was ist für Krankenversicherung abgezogen worden ?
i — Exp. Nr. 12: Wöchentlich 10 kr.
Vorsitzender: Was für einen Anspruch hüben Sie da gehabt? — Exp. Nr. 12: sl. 4 20. Ich möchte noch etwas erwähnen. Bei unserer , i Branche ist ein Mitfahrer, der mit den Cartons zu den Kundschaften fahrt,
^ der hat Franz geheißen. Wenn der Herr nicht gut gelaunt war, hat er ihn
abgewatscht und hat ihm gesagt: „Dn Mistvieh, Du rother Hund."
Vorsitzender: Wie alt war der Franz? — Exp. dir. l 2: 21 Jahre. Die Frau hat ihn immer getröstet: „Franzerl, laß' geh'n, mach' Dir nichts d'rans," und hat ihm für jede Ohrfeige ein Sechserl oder einen Zwanziger gegeben oder sie hat ihm abgelegte Schuhe oder Kleider vom Herrn geschenkt. Deswegen hat er sich vier Jahre lang gehalten.
Vorsitzender: Sind die Verhältnisse in Ihrem jetzigen Betriebe günstiger?Exp. Nr. 12: Ja. Der Lohn ist aber überall gleich; es wird nirgends mehr gezahlt als sl. 2 bis 4. Mit sl. 5 ist es schon die beste Arbeiterin.
. Experte .4 (über Befragen des Vorsitzenden): Das Schlecken, von
' dem die Rede war, kann vermieden werden, wenn man mit einem Schwamm
- . , oder Fetzen befeuchtet. Aber das ist dem Herrn nicht geschwind genug. Ich
bin circa neun Jahre im Gewerbe thätigimmer überwog die Zahl der . Frauen. In: Sommer gehen wir Nachmittags um 3 oder 4 Uhr nach Hanse,
in der Zeit vom October bis Ostern machen wir ein bis zwei Ueberstunden.
Vorsitzender: Kommt das häufig vor, wie bei . . ., daß man so lange arbeiten muß? — Exp. N: Bei uns nicht. In manchen Merkstätten wird in der Nacht gearbeitet.