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männlicher Hilfsarbeiter ist. Ueber die Verhältnisse jener Betriebe, wo männliche und weibliche Arbeiter sind, dürfte der Herr Experte Ruczka Auskunft geben können.
Dr. Weißkirchner: Da nach dem Berichte der Genossenschafts- Krankencasse bei 281 Genossenschafts-Mitgliedern überhaupt keine Hilfsarbeiter beschäftigt sind, so dürste die Frage der Frauenarbeit in den kleinen Betrieben nahezu gegenstandslos sein. — Experte Herr Karl Ruczka: Die Fabriksarbeit beruht größtentheils auf der Theilung der Arbeit. So kommt es, daß für ganze Zweige unseres Gewerbes männliche Arbeiter nicht verwendet werden. Die Zahl der gelernten Arbeiter verhält sich zu jener der ungelernten etwa wie 80 zu 70. Das war vor etwa acht Jahren. Die Zahl der Frauen, die im Gewerbe beschäftigt sind, ist vom Jahre 1888 bis heute von etwa 120 aus 230 gestiegen. Sie können daraus ersehen, in welcher Weise die Frauenarbeit die Männerarbeit verdrängt. Die Unternehmungen wollen sich wo möglich billige Arbeitskräfte verschaffen. Ich könnte zwar nicht behaupten, daß die Frauen gerade für dieses Gewerbe sich besonders eignen. Erst im Laufe der letzten 20 oder 23 Jahre hat sich die Frauenarbeit in unserem Gewerbe so entwickelt. Die Löhne in den Fabriken betragen für die Frau pro Woche st. 3 bis «1. Einen höheren Lohn erreichen sehr wenige. Es gibt aber auch Fabriken, wo Löhne unter fl. 3 vorkommen. In einigen Fabriken beträgt der mindeste Lohn fl. 4'20.
Vorsitzender: Und der höchste Lohn ist wie hoch? — Experte Ruczka: fl. 7 in der Saison. Im Anfang November und December kommt es auch vor, daß Frauen sl. 0 und 10 bekommen.
Vorsitzender: Welcher Percentsatz erreicht diesen höchsten Lohn?
— Exp. Ruczka: Etwa 15 Percent.
Vorsitzender: Und welcher Percentsatz einen Lohn von fl. 4'20?
— Exp. Ruczka: Mehr als die Hälfte. Ueberstunden werden mit 50 Percent Aufzahlung berechnet. Ueberstunden kommen meist in den Monaten von Ansang October bis nach Weihnachten vor.
Vorsitzender: Kommt auch Sonn- und Feiertagsarbeit vor? — Exp. Ruczka: Bis zum letzten Herbst war sie üblich und wurde so gezahlt wie die Ueberstunden. Jetzt wird* dieselbe nicht mehr erlaubt.
Vorsitzender: Sind in dem Betriebe, von dem Sie sprechen, die Mädchen alle außer Hause? — Exp. Ruczka: Ja.
Vorsitzender: Haben Sie einen Maschinenbetrieb? — Experte Ruczka: Eine Dampfmaschine.
Vorsitzender: Sind Sie bei der Unsallsversicherung? — Experte Ruczka: Ja.
Dr. Weißkirchner: Der Herr Experte hat der Ansicht Ausdruck gegeben, daß es zum Theil der Egoismus der Unternehmer ist, welcher die weiblichen Arbeitskräfte heranzieht, zumeist aber die moderne Gestaltung des Productionsprocesses, die Theilung der Arbeit, welche die Heranziehung von weiblichen Arbeitskräften zur Consequenz gehabt hat. Sind die Arbeiten, welche die Hilfsarbeiterinnen verrichten, von der Art, daß sie ohne Schädigung der Gesundheit der Arbeiterinnen verrichtet werden können? — Experte Ruczka: Ja, zum größten Theile.
Dr. Weißkirchner: Mir ist gesagt worden, daß Mädchen bei U. als Berufskrankheit Tuberculose bekommen. — Exp. Ruczka: Das ist eine Krankheit, die in unserem Gewerbe allgemein ist, auch bei den Männern.
Dr. Weißkirchner: Ist es möglich, die Hilfsarbeiterinnen zu kategorisiren, wie die Männer? Es gibt z. B. Bonbonsmacher, dann Torten- arbeiter u. s. w. — Exp. Ruczka: Die Arbeiterinnen wirft der Unternehmer alle in einen Topf.
Dr. Weißkirchner: Wie lernen diese Mädchen besondere Arbeiten?
— Exp. Ruczka: Der Unternehmer sagt einem Arbeiter: „Zeigen Sie dem