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Mädchen das."' Daraus sagt man: „Die Arbeit muß ja gelernt sein, die wird das Mädchen nicht können." Aber der Unternehmer erwidert: „Probiren Sie es nur; wenn es mir gefällt, ist es schon recht."
Dr. Weißkirchner: Im Jahre 1894 hat die Genossenschasts-- Krankencasse der Zuckerbäcker 500 weibliche Mitglieder ausgewiesen, und zwar 203 im Alter von 10 bis 20 Jahren, 110 im Alter von 21 bis 25 Jahren, 87 im Alter von 20 bis 30 Jahren und 105 im Alter von
31 bis 40 Jahren. Es ergibt sich daraus, daß die überwiegende Mehrheit der Hilssarbeiterinnen im Älter von 10 bis 40 Jahren steht. Nun frage ich : Was geschieht mit den Arbeiterinnen, die über 40 Jahre sind? Ist Ihnen bekannt, daß sie sich anderen Beschäftigungen zuwenden? — Exp. Ruczka: Das dürste der Fall sein, wenn sie sich nicht verheiraten.
Dr. Weißkirchner: Ist Ihnen die Sterbeziffer bekannt? — Experte Ruczka: Nach dem Ausweise vom Jahre 1894 beträgt sie im Durchschnitte
32 Jahre.
Baronin Vogelfang: Müssen die Arbeiterinnen bei der Arbeit stehen? — Exp. Ruczka: Manchmal müssen sie den ganzen Tag stehen. Es gibt Arbeiten, die absolut nicht anders verrichtet werden können. Dann müssen sie auch die Arbeiten hin und her tragen.
Baronin Vogel sang: Können sie da nie ausruhen? — Experte Ruczka: Höchstens während der Frühstücks- oder Jausenpause.
Abg. P e rn ersto rse r: Welche Arbeit haben die Verkäuferinnen in den eleganten Verschleißlocalen? — Exp. Ruczka: Die Arbeitszeit ist von 8 Uhr Früh an. Bei S. haben sie auch bis 12 Uhr Nachts Dienst. Da ist aber eine Theilung eingeführt. Die eine Verkäuferin kommt um 8 Uhr und bleibt bis Abends 7 Uhr oder 8 Uhr, und dann kommt die andere.
Dr. W e i ß k i r ch n e r : Haben dieselben Kost und Quartier? — Exp. Ruczka: Nein.
Dr. Weißkirchner: Haben sie Zeit, Mittags nach Hanse zu gehen? — Exp. Ruczka: Ich glaube nicht.
Dr. Weißkirchner: Der Herr. Experte Schindler hat von einer monatlichen Entlohnung gesprochen. Ist dieselbe auch im Fabriksbetriebe üblich? — Exp. R uczka: In kleinen und mittleren Betrieben. — Exp. Meizr: Die Entlohnung der Verkäuferinnen erfolgt auch monatlich und variirt zwischen fl. 20 und 50. Bei den besser Entlohnten lvird aber gefordert, daß sie Sprachenkenntnisse haben.
P e r n e r st o r s e r: Es ist gesagt worden, daß die Lungentubercnlose im Gewerbe sehr häufig ist. Hat das eine specielle Ursache? — Experte Ruczka: Das dürste auf die ungenügende Ernährung zurückzuführen sein. Bei einzelnen Zweigen des Gewerbes dürften auch andere Ursachen vorliegen. So sind die Arbeiterinnen in den Waffel- und Hohlhippen- bäckereien einer Hitze von 40 bis 45 Grad ausgesetzt. Die müssen immer beim heißen Qsen stehen, und auch sonst ist ihre Ärbeit eine sehr schwere, da die eisernen Platten, welche sie zu tragen haben, 15 bis 20 Kilogramm schwer sind.
P er n er st o rs er : Haben sie auch andere Berufskrankheiten? — Exp. Ruczka: Auch Augenleiden, hauptsächlich bei weiblichen Hilss- arbciterinnen. Die Augenleidell werden durch den Zuckerstaub verursacht. Ferner kommt Caries der Zähne und Bleichsucht vor, auch Rheumatismen in Folge des häufigen Temperaturwechsels.
P eru e rst o r f e r: Kommen nicht auch Hautkrankheiten vor? — Exp. Ruczka: Bei .jenen, die mit dem Teigmischen nichts zu thun haben, selten.
P e r n er st o r f e r: Bei den Teigmischern bilden sich Ekzeme; welcher