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Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Wiener Lohnarbeiterinnen : Ergebnisse und stenographisches Protokoll der Enquete über Frauenarbeit, abgehalten in Wien vom 1. März bis 21. April 1896
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Percentsatz ist das? Exp. R nczka: Nach dem Ausweise vom Jahre 18k»4 nur II Percent.

Tr. Schütter: Wir haben bis jetzt noch keine rechte Beschreibung des Betriebes gehört. Welche Fnnction haben die Frauen? Exp. Ruczka: Das läßt sich beim Fabriksbetrieb nicht so genau sagen. Auch schwere Arbeiten, wie das Teiganmachen und Schneeschläger:, machen die Frauen.

Tr. Bt-ezina: Ich mächte doch den Herrn Experten fragen, ob er nicht in der Lage ist, uns eine Schilderung des gesummten Betriebes im Znckerbäckergewerbe zu geben, welche Arbeiten überhaupt gemacht werden? Exp. Ruczka: Ich beginne mit der Bonbonssabrikation. Da wird der Zucker gekocht und tablirt. Das machen die Männer. Dann muß die Masse, wenn sie sich zieht, im Kessel ausgewärmt werden, was von Frauen besorgt wird. Die Blasse wird dann in einen Trichter gegossen und kommt von da in die Formen. Wenn das erkaltet ist, wird es von den Mädchen heraus­genommen, aus Siebe gelegt und mit einem Wedel und einem Blasebalge abgestäubt. Das machen auch Mädchen. Nun kommen die Bonbons in die Tunkerei, wo sie mit Tnnkmasse, Ehocolade :c. überzogen werden. Tort sitzt eine Reihe von Mädchen an Tischen, vor sich einen Behälter mit warmen: Wasser, nnd da wird den ganzen Tag getunkt. In einer anderen Abtheilung werden die Bonbons in Cartons eingelegt. Nun ist das Prodnct fertig. Tiefe Bonbons werden nur fabriksmäßig erzeugt. In der Tortenbäckerei haben die Mädchen die Bäckerei, die der Arbeiter zu machen hat, vor­zurichten. Tabci müssen sie stehen nnd haben den: Arbeiter bei seiner Arbeit zur Hand zu sein. Tas Trocknen, die Ausfertigung, das Ausputzen, Aus­legen von Früchten n. s. w. besorgen alles Müdchem Tas ist nicht schwer. Sie müssen aber den ganzen Tag "dabei stehen.

Tr. Schütter: Ten Teig machen sie nicht an? Exp. Ruczka: Auch, wenn er in kleinen Massen zu rühren ist. In größeren Massen wird er mit Maschinen gerührt, da müssen aber auch mitunter Mädchen anshelsen. Auch bei der Weihnachtswaare, der Schanmwaare und dergleichen sind Mädchen beschäftigt. Tas ist die leichteste Arbeit, weil sie dabei sitzen können nnd entweder malen oder schminken. In der Canditenerzengung werden Mädchen nur zum Rollen verwendet: das ist anch nicht schwer. In der Ehocoladcsabrikation ist ebenfalls eine große Anzahl von Mädchen be­schäftigt.^ Tas ist zumeist eine Maschinenarbeit, und da müssen sie den ganzen Tag aus den Füßen sein. Nur dein: Ausfertigen, beim Beschneiden der Waare können sie sitzen. Tas ist meist in: Accord. Dabei kommt es aber vor, daß Mädchen sehr häufig aus einem Raume von 18 bis 20 Grad in's Eishaus hineingehen müssen. Die Oblaten- und Wasfelbäckerei ist mir nicht bekannt. In der Fabrik, die ich kenne, ist eine Maschine aus England, bei der zwei Männer stehen und gar keine Frauen sind.

Vorsitzender: Können Sie uns die in Verwendung kommenden Maschinen nnd den Einfluß dersslben auf die Production erklären? Exp. Ruczka: Bei der Chocoladefabrikation macht Alles die Maschine. Ta ist nur die Bedienung der Maschine nothwendig.

P ernerstorfer: Kommt es in Ihrem Gewerbe vor, nnd speciell bei den Dingen, von denen Sie Kenntniß haben, daß bei der Bereitung in unappetitlicher Weise vorgegangen wird? Exp. Ruczka: Wenn Jemand nicht muthwillig oder sehr dumm ist, nicht. Mir sind wenigstens solche Fälle nicht bekannt.

Frl. Boschek: Wie geht der Betrieb in der Chocoladefabrik vor sich? Exp. Ruczka: Tarüber bin ich weniger unterrichtet.

Frl. B o s ch c k: Vor zwei, drei Jahren wurde in einem "Arbeiterblatte gesagt, daß in einer Fabrik die Mädchen anch zum Ausputzen des Dampf­kessels verwendet wurden. -- Exp. Rucz k a: Davon ist mir nichts bekannt.