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Frl. Boschek: Daß in einzelnen Fabriken dieser Branche Frauen zu solchen Arbeiten verwendet werden, ist eine Thatsache.

Herrdegen: Was ist eigentlich die Ursache, daß im Zuckerbäcker­gewerbe keine gelernten weiblichen Arbeiter sind? Exp. Rnczka: Die Ursache dürfte die sein: Dem Mädchen, das eventuell mit 14 Jahren in die Lehre kommt, könnten solche Forderungen, wie sie an einen Lehrjungen gestellt werden, nicht zugemuthet werden. Der Junge muß Kisten und Körbe tragen, Kohlen und Eis holen u. s. w. Zur Illustration will ich nur an­führen, daß ich, als ich im Jahre 1869 mit 14 Jahren in's Geschäft ge­kommen bin, vollkommen gerade war; und wie ich nach vier Jahren aus der Lehre gekommen bin, habe ich so ausgesehen wie setzt.

Vorsitzender: Wenn die Lehrjungen nichts Anderes zu thun haben, so lernen sie ja in der Regel das Geschäft nicht? Exp. Rnczka: Das ist richtig. Die Lehrlinge sind mehr Hausknechte, und das ist auch der Grund, warum man bis heute keine weiblichen Lehrlinge hat.

Herrdegen: Wenn ich den Herrn Experten richtig verstehe, so liegt nur in diesem Nebenumstande die Ursache. Der Herr Experte ist also nicht der Meinung, daß das Zuckerbäckergewerbe aus anderen Gründen von Mädchen nicht zu lernen wäre? Exp. Rnczka: Der Meinung bin ich nicht. Wenn übermäßige Anforderungen gestellt werden, dann bricht auch ein Mann zusammen.

Dr. W eiß ki r chn er: Ein Mädchen, welches ganz neu in die Fabrik kommt, muß doch eine gewisse Zeit lernen. Kann diese sofort zu jeder Ver­richtung hingestellt werden und gleich nach ein paar Weisungen alle Hanti- rungen machen? Exp. Rnczka: Nach wenigen Tagen hat sie sich das, was für sie nothwendig ist, angeeignet. Zuerst bekommt sie kleinere Arbeiten.

Dr. Weißkirchner: Kommt es nicht vor, daß die Vorschriften bezüglich des Lehrlingswesens dadurch umgangen werden, daß der Unter­nehmer jugendliche Hilfsarbeiter nimmt? Exp. Rnczka: In dem Be­triebe, den ich seit acht Jahren kenne, ist das bisher nicht vorgekommen.

Vorsitzender: Kommt es auch sonst in größeren Betrieben nicht vor? Exp. Rnczka: Es sind mir von Fachcollegen vereinzelte Fälle gemeldet worden.

Vorsitzender: Es scheint, daß die Lehrburschen billiger kommen als die Mädchen? Exp. Rnczka: Es wird für sie ja auch Lehrgeld gezahlt, 200 bis 300 Gulden, für diese famose Unterweisung.

Experte Meizr: Bei der Obst-und Conservenerzeugung sind vornehmlich Hilfsarbeiterinnen beschäftigt; es genügt, daß die Gehilfen die ganze Sache leiten. In Wien gibt es keine derartigen größeren Betriebe. Solche sind in Südtirol, hauptsächlich in Bozen und Meran. In Bozen sind in einer Fabrik etwa 80 Mädchen und 2, 3 Männer beschäftigt. In Wien haben wir eine Firma, wo 12 bis 13 Arbeiterinnen und gar kein Gehilfe be­schäftigt ist und der Chef selbst mitarbeitet.

Vorsitzender: Wie sind die Löhne der Mädchen? Exp. Meizr: Sehr schlecht. Bei der früher erwähnten Firma sind Löhne von fl. 2 pro Woche bekannt. Bon Südtirol wurde bekanntgegeben, daß es dort auch Löhne von fl. 1'50 pro Woche gibt. Es sind mehr kleine Betriebe, bei denen das Arbeitslocal aus Zimmer und Küche besteht.

Expertin Nr. 15: Ich bin in einem großen Betriebe, und zwar seit drei Jahren. Vorher war ich in der Papierbranche. Ich arbeite da das ganze Jahr. Im Sommer ist weniger zu thun. Von September bis Weih­nachten geht das Geschäft stark.

Vorsitzender: Wenn das Geschäft nachläßt, können Sie da früher nach Hause gehen? Exp. Nr. 15: Nein, unsere Abtheilung nicht. In der Abtheilung, wo die Bonbons gewickelt werden, müssen sie aussetzen. Da wird Partienweise ausgesetzt. In dieser Abtheilung sind 0 bis 8 Mädchen,