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eine derartige Behandlung aufzulehnen, und ist sie beim Werkführer, der großen Einfluß hat, schlecht angeschrieben, so fliegt sie einfach hinaus.
Pernerstorfer: Jetzt sagen Sie, daß es Werkführer sind? — Exp. Schindler: Bei uns sagt man nicht „Werksührer", sondern „Abtheilungsvorstand" oder „Abtheilungschef". Der Aelteste in der Abtheilung ist der Werkführer.
Brezina: Ihre früheren Angaben haben aber den Eindruck gemacht, daß es nicht die Leiter der Abtheilungen, sondern einzelne Arbeiter sind, mit welchen die Arbeiterinnen gewisse Arbeiten zusammen zu verrichten haben, und'welche die Mädchen schlecht behandeln. Ich bitte, das aufzuklären.
— Exp. Schindler: Es sind z. B. vier gelernte Arbeiter und nebstbei zwei Hilfsarbeiter. Jeder von den gelernten Arbeitern hat, je nach seiner Arbeit, eine Arbeiterin zugetheilt, die ihm das Material zur Hand gibt, Bleche putzt, sie hin und her trägt. Wenn nun einer von diesen Arbeitern oder einer aus einer anderen Abtheilung, der zufällig in diese Abtheilung hineinkommt, von der Arbeiterin verlangt, sie soll ihm etwas geben oder hringen, und sie wehrt sich dagegen, so schimpft er sie zusammen. In Folge dessen nimmt sich ihrer einer von den Arbeitern an, und so entstehen Streitigkeiten.
Vorsitzender: Sie wollen damit sagen, daß dadurch, daß Männer und Frauen zusammen arbeiten und die Frauen in einem untergeordneten Verhältnisse stehen, sich unter Umständen die Männer gegenüber den Mädchen nicht sehr cavaliermäßig benehmen, und daß sie andererseits auch untereinander streiten. Das ist sehr traurig; umsomehr, als eine Gewerkschaft besteht, welche da eintreten sollte. — Exp. Ruczka: Ich möchte auf etwas aufmerksam machen, was bisher nicht berührt wurde; daß nämlich in den Fabriken sowohl die Männer als die Frauen sich einer Leibesvisitation unterziehen müssen. Es sind in allen Fabriken im Hosraume Männer für Männer und Frauen für Frauen aufgestellt, welche den Körper vom Scheitel bis zur Zehenspitze betasten, ob der Betreffende nicht etwas im Sack hat.
Brezina: Ist das allgemein? — Exp. Ruczka: Ich glaube, in den meisten Fabriken. — Exp. Meizr: In einer Fabrik werden die Gehilfen nicht visitirt, sondern nur die Hilfsarbeiter und Hilfsarbeiterinnen.
— Exp. Nr. 15: Bei uns wurde auch visitirt, wenn man aus dem Arbeits- locale in den Hosraum ging. Man mußte da Tuch und Jacke ablegen und konnte sich aus diese Weise sehr leicht verkühlen. Es wurde von oben bis zu den Schuhen visitirt.
Vorsitzender: Kommt es nicht vor, daß die Arbeiter Zuckerbäckereien essen? — Exp. Nr. 15: Wenn Einer acht Tage dabei ist, hat er vollständig genug.
Vorsitzender: Wir kommen nun zur Branche der Metallschläger.
— Experte Herr Anton K n o l l: Die Rohprodukte werden aus Deutschland bezogen, sie kommen in dünnen Platten. Diese werden übereinandergelegt, und dazwischen kommt der sogenannte Bimmerling. Dann wird es rn ein Pergamentstück geschlagen und wird gequetscht; hierauf mit einem acht- bis zehupfündigen Hammer geschlagen, sodann wird es geglüht und in vier Stücke gerissen. Das kommt dann in die Formen. Der technische Ausdruck ist dafür „Füllen" und „Leeren" der Formen. Das machen die Hilss- arbeiterinnen und sie brauchen dazu l'Z bis 2 Stunden. Für eine solche Form bekommen sie 10 kr. In manchen Betrieben kommt es auch vor, daß die Arbeiterinnen andere Arbeiten machen müssen, z. B. das Schnittrichten, d. h. das Einlegen von Weihnachtsgold. Das Gold kommt in Manchen, es hat die Stärke wie etwa gewöhnliches Schreibpapier. Eine Manche hat etwa s/. Meter. Mittelst der Manche wird es geschützt. Eine Lage wiegt etwa 2'Z Kilogramm, und das wird mit der Hand gerissen, dann bekommt es der Zurichter. Es sind etwa 200 Pergamentblätter, die 7 bis 10 Centi-
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