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Die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Wiener Lohnarbeiterinnen : Ergebnisse und stenographisches Protokoll der Enquete über Frauenarbeit, abgehalten in Wien vom 1. März bis 21. April 1896
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meter im Viereck haben und etwa zwei Finger dick sind. Da werden nun 150 bis 200 Blatt eingelegt, dann wird es wieder in Pergament gesteckt und wird mit dem Hammer geschlagen. Das Alles ist meine Arbeit. Dann wird es geglüht. Wenn das geschehen ist, dann wird es von den Frauen in vier Theile gerissen und in die Form gefüllt. Sodann wird es wieder geschlagen durch den Dünnschläger; das dauert auch wieder 2'/5 Stunden, und endlich nimmt es eine Frau wieder heraus. Dann ist es znm Verkaufe fertig.

Vorsitzender: Wie heißt dieses Product? Exp. K n 0 l l: Schlagmetall. Hundert Blatt sind ein Schlag. '

P e r n e r st 0 r f e r: Wozu ist das Pergament? Exp. Kn 0 llr Wenn man Papier darauf legen würde, würde es brechen.

P ernerstorfer: Warum wird es geschlagen ? Exp. Kn 0 ll: Damit es feiner wird. Die Blätter werden zwischen Pergament gelegt, damit die Form nicht darunter leidet.

Vorsitzender: Wie viele Arbeiter sind in Ihrer Werkstätte? Exp. Knoll: Acht Gehilfen und fünf oder sechs Hilfsarbeiterinnen. Es gibt Betriebe, wo 18 Hilfsarbeiterinnen sind. In kleinen Betrieben ist oft nur ein Gehilfe und eine Hilfsarbeitern:. Die Arbeitsmethode ist überall gleich. Maschinenbetrieb gibt es bei uns in Wien nicht, wohl aber in Deutschland. Die Frauen machen die Hilfsarbeit gar nie.

Dr. Brezina: Es wird ja echtes und falsches Gold verarbeitet. Haben Sie in Ihrem Betriebe nur eine Sorte und welche? Exp. Kn 0 ll: Wir haben nur unechtes Blattgold. Mit dem echten haben wir nichts zu thun.

Dr. Weißkirchner: Haben Sie Lehrlinge im Betriebe? Exp. Knoll: Es werden ungefähr 2.8 bei der ganzen Branche sein.

Dr. Weißkirchner: Sie haben im vergangenen Jahre einen Strike gehabt, was war die Ursache? Exp. Knoll: Der Ausstand war wegen der Löhne einestheils und eigentlich wegen der Frauen. Die Frauen haben nur fl. 3'50 bis 4 verdient. Den Gehilfen ist in der ersten Meistersitzung eine Lohnerhöhung bewilligt worden, während man den Frauen keine höheren Löhne geben wollte.

H errd egen: Ist beim Schlagen eine gewisse Kunstfertigkeit erforderlich, oder kann diese Arbeit leicht von einer Maschine geleistet werden? Exp. Knoll: Eine gewisse Geschicklichkeit gehört dazu, weil man einen Hammer von etwa 15 Pfund regieren muß; sonst kann man leicht die Form zusammenhauen.

Dr. Brezina: Nützen sich die Pergamentblätter stark ab? Exp. Knoll: Diese nicht, aber die Formen, die vom Bimmerling sind.

Dr. Brezina: Was ist denn das? Exp. Knoll: Das ist vom Rindsmagen.

Vorsitzender: Wenn ich recht verstanden habe, besteht die Arbeit der Frauen darin, daß sie das Gold hineinlegen und herausnehmen. Gehört dazn eine gewisse Geschicklichkeit? Exp. Knoll: Ja.

Vorsitzender: Wie lange braucht ein Mädchen, bis sie das kann? Exp. Knoll: Früher haben sie drei bis vier Jahre gelernt; da haben sie Wohnung und Verpflegung gehabt. Auch Mädchen haben gelernt. Sie sind nicht freigesprochen worden, aber es hat geheißen:Du bist jetzt frei", und dann ist sie nach Stück bezahlt worden oder hat einen Wochenlohn von fl. 3 bis 4 bekommen. Jetzt werden sie als Hilfsarbeiterinnen aufgenommen. Sie werden gleich bezahlt mit fl. 1'50 bis 1 70 und lernen ein Jahr.

Exp. Nr. 17: Ich arbeite in einem größeren Betriebe, in dem 38 Arbeiter und 5 Hilfsarbeiterinnen beschäftigt sind. Die Arbeit geht nicht das ganze Jahr. Etwa zwei Monate, im Fasching, ist weniger zu thun. Wir setzen dabei aber nicht aus, wir arbeiten eben weniger und verdienen