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weniger, da wir nach dem Stück gezahlt werden. Meistens kommen die Mädchen mit 14 Jahren zu den Betrieben, wo sie ein Jahr lernen müssen. Früher mußten sie drei bis vier Jahre lernen. Die Lehrmädchen bekommen fl. U50 pro Woche und sind außer Hause. Eine flinke Arbeiterin verdient sich fl. 4 bis 4'50, wenn es sehr hoch kommt, fl. 6 bis 7. Außer Hause gibt es keine Arbeit. Die Arbeit wird durch Nachfragen in der Fabrik erhalten. Der Vergolderverein hat zwar eine Arbeitsvermittlung, dieselbe wird aber nicht benützt.

Baronin Vogelfang: Müssen die Frauen auch solche Arbeiten machen, welche von Männern gemacht werden? Exp. Nr. 17: In Wien nicht. Ich bin im Jahre 1874 in die Lehre gekommen und verdiene fl. 5 bis 6. Wenn es stark geht, kann ich auch mehr verdienen. Es gibt aber nur wenige Mädchen, die so viel verdienen. Die meisten verdienen fl. 4, 4'50 bis 5. Ueberstunden werden keine gemacht. Die Arbeitszeit ist von 7 bis 7 Uhr. Zu Mittag iit eine Stunde Pause. Vor- und Nachmittag nehmen wir uns nur so viel Zeit, um etwas zu essen.

Exp. Knoll: Die Löhne der Männer betragen fl. 10. Der höchste Lohn ist fl. 12. Ein Zurichter hat vielleicht fl. 15. Das kommt darauf au, ob er sehr flink ist.

Pernerstorser: Kommt es auch vor, daß bei Ihnen Material verdorben wird? Exp. Knoll: Ja.

Pernerstorser: Wird das abgezogen? Exp. Knoll: Wir können höchstens Werkzeuge verderben. Das Material selbst kann höchstens der Principal verderben, wenn er es zu stark glüht. Exp. Nr. 17: Strafen kommen bei uns nicht vor. Heimarbeiterinnen gibt es nicht. Es gibt auch Werkstätten, wo nur zehn Stunden gearbeitet wird.

Vorsitzender: Ist das usuell oder haben Sie das erst durch den Strike erreicht? Exp. Knoll: Erst durch den Strike. Exp. Nr. 17: Früher hatten wir 15 kr., jetzt nach dem Strike 16 kr. für die Form. Man kann 30 bis 40 Formen in der Woche machen. Wir haben keine Arbeits­ordnung ; bei einer Firma soll eine bestehen. Kost und Wohnung kommt nicht vor. Man muß bei der Arbeit sehr viel blasen.

Vorsitzender: Die Mädchen sehen sehr schlecht aus, was dürfte wohl die Ursache sein? Exp. Nr. 17: Wahrscheinlich der Grünspan, welcher in der Luft herumfliegt.

Vorsitzender: Haben Sie Ausweise von Ihrer Krankenkasse? Exp. Knoll: Wir haben keine, aber unter den Kranken befinden sich viel mehr Frauenzimmer als Männer.

Pernerstorser: Haben Sie bestimmte Berufskrankheiten? Exp. Knoll: Meistens Brust- und Lungenkrankheiten.

Pernerstorser: Wollen Sie also die Freundlichkeit haben, die Daten Ihrer Krankencasse nachzuliefern.

Vorsitzender: Der Augenschein zeigt, daß das Gewerbe, insbesondere für Mädchen, sehr anstrengend ist. Wie ist die Ernährung? Exp. Nr. 17: Schlecht ; die Verheirateten gehen mit ihren Männern meist in's Gasthaus, die alleinstehenden Mädchen kaufen sich Suppe und Zuspeise. Manche leben nur vorn Kaffee. Die meisten sind unverheiratet. Die Mehrzahl sind jüngere Arbeiterinnen. Es gibt aber auch unter den älteren Unverheiratete. Die Jüngeren werden den Aelteren schon der Arbeit wegen vorgezogen. Kündigung haben wir, und zwar vierzehntägige; früher war eine solche nicht.

Vorsitzender: Wird die Kündigungsfrist überall eingehalten? Exp. K noll: Nicht überall. Uebrigens ist nur theilweise eine vierzehntägige Kündigung, wenn man nämlich nicht übereinkommt, daß gar keine Kündigung stattfindet.

Frl. Boschek: Bleiben die Kinder der Arbeiterinnen am Leben, und