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besseres Haus; zum Frühstück und zur Jause bekommen wir Kaffee und Semmel und zum Gabelfrühstück Brot.

Peru erstorfer: Ist das nicht ein besonders gutes Geschäft?

Exp. Nr. 19: Ja. Die Frau war selbst einmal Arbeiterin. Expertin Eßl: Die jetzige Inhaberin war seinerzeit Collegin der Expertin und hat das Geschäft dorn früheren Inhaber übernommen. Es ist das eines der besten Häuser für die Arbeiterinnen. Exp. Nr. 19 (über Befragen der Vorsitzenden): Zum Geburtstag u. dergl. müssen wir der Frau keine Geschenke machen. Das Arbeitslocal ist geräumig, liegt im ersten Stock und hat zwei Fenster, die auf die Hauptstraße gehen. Die Lust ist gut, es ist eine Ventilation angebracht. Wir arbeiten mit der Frau zusammen. Unter den Arbeiterinnen sind auch drei Frauen.

Pernerstorfer: Haben Sie eine freie Fachorganisation? Exp. Nr. 19: Nein. Wir gründen eben erst eine.

Vorsitzende: Unterstützen Sie mit Ihrem Gehalt die Eltern?

Exp. Nr. 19: Ja. Von den anderen Arbeiterinnen haben einige nur sich selbst zu erhalten. Andere müssen auch für ihre Eltern oder für ihren Mann sorgen.

Dr. Rauchberg : Wie viel Zins zahlen Ihre Eltern? Exp. Nr. 19: 22 fl. vierteljährlich. Wir sind drei Personen, Vater, Mutter und ich. Die Wohnung besteht aus Zimmer und Küche. Wir haben keine Bettgeher.

Vorsitzende: Ich bitte nun die Exp. Nr. 20, uns Mittheilungen zu machen. Exp. Nr. 20: Ich bin zehn Jahre im Gewerbe beschäftigt. Zur Zeit bin ich in demselben Betriebe wie die Exp. Nr. 19. Das, was diese Expertin über den Betrieb gesagt hat, ist ganz richtig.

Engel: Als verheiratete Frau könnten Sie wohl die Kost bewerthen, welche Sie im Geschäft bekommen. Exp. Nr. 20: Ich schätze dieselbe auf 35 kr.

Frl. Boschek: Ich erlaube mir einige Taten über eine neben mir wohnende Inhaberin eines Blumenmachergeschästes anzugeben. Dieselbe hat einen kleinen Betrieb, beschäftigt vier Arbeiterinnen, von denen drei verheiratet und eine verwitwet sind, und zwei Lehrmädchen. Ich kenne die Verhältnisse sehr genau, und sie sind gerade umgekehrt gegenüber denen, welche die erste Expertin geschildert hat. Wenn ich manchmal von der Sitzung um 12, 1, 2 Uhr Nachts nach Hause komme, sehe ich noch Licht in den Werkstätten brennen, in der stillen Saison aber werden die Arbeiterinnen schon um 4 Uhr Nachmittags nach Hause geschickt. Zur Zeit, wo Grab- kränze erzeugt werden, nimmt sich die Frau ein Local für 14 Tage aus, wo sie die Grabkränze verkauft. In der Saison wiro Arbeit an fremde Arbeiterinnen aus dem Haus gegeben.

P ern ersto rfer (unterbrechend): Ich möchte doch der Meinung sein, daß wir nur Angaben von Fachleuten zu Protokoll geben sollen, denn so wenig ich an der Richtigkeit des Vorgebrachten zweifle, so sind es doch nicht Angaben für eine Enqiwte. Wir würden dadurch ein Präjudiz schaffen, wenn wir Depositionen zu Protokoll nehmen würden, die nicht von Fach­leuten herrühren.

Frl. Bos chek: Ich werde vielleicht in der Lage sein, eine Arbeiterin aus diesem Betriebe herzubringen. Exp. Eßl: Nachdem die beiden vernommenen Expertinnen aus einem und demselben Geschäfte sind, so wäre ich als Obmann der Gehilfen der Kunstblumenbranche in der Lage, Ihnen Arbeiterinnen zur Verfügung zu stellen, welche in mehreren Fabriken thätig waren und darüber Auskunft geben können. Ich möchte nur erwähnen, daß mir z. B. am Sonntag gemeldet worden ist, daß Mädchen von 6 Uhr bis Sonntag Früh 4 Uhr arbeiten mußten, ebenso auch Lehrmädchen, so daß sie vor Schlaf fast vom Sessel gefallen sind. Exp. Nr. 21: Ich bin erstaunt, daß sich die Kunstblumenmacher so günstig aussprechen. Die