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Tr. Rauchberg: Schutzvorrichtungen, Respiratoren, werden nicht verwendet? Exp. Nr. 22: Nein, das kann man nicht, aber Schwämme. Es ist eben eine Handarbeit, und man muß immer darauf schauen.

Pernerstorser: Der Respirator ist doch sehr klein? Expertin Nr. 22: Das mag sein. Es ist aber noch nicht versucht worden. (Ueber Befragen der Vorsitzenden.« Es sind mehr kleine als große Betriebe. Es wird in und außer dem Hause gearbeitet. Ich habe sogar schon solche gesehen, die im Kaffeehause gearbeitet haben. In den älteren Häusern hat man Wohnung und Kost. Aber größtenteils gehen die Mädchen nach Hanse. Sie werden nach Stück oder wöchentlich entlohnt. Die Kost ist minder ent­sprechend.

Herrdegen: Vielleicht können Sie uns sagen, wie es sich mit den Lehrmädchen verhält. Es ist doch ausfällig, daß die Genossenschaft 263 Lehrmädchen ausweist und, wie wir hören, drei bis vier Lehrmädchen in den meisten Geschäften vorkommen. Nachdem die Zahl derselben 156 beträgt, so müßte man daraus folgern, daß eine große Anzahl" von Lehr­mädchen nicht aufgedungen ist? Exp. Eßl: Ich kenne die Ausweise der Federnschmücker-Krankencasse weniger. Ich weiß aber, daß dort die Uebel­stände im Lehrlingswesen dieselben sind wie bei der Blumenmacherbranche.

Herrdegen: Ist die Phantasiearbeit von der Straußarbeit voll­ständig getrennt? Exp. Nr. 22: Das kommt zumeist zusammen vor.

Experte Franz Meizr: Ich möchte bekannt geben, daß nach den Ausweisen im Jahre 1893 350 Arbeiterinnen beschäftigt waren. Daß aber mehr Lehrmädchen vorhanden waren, als angegeben werden, ist daraus zu ermessen, daß es in einzelnen Fabriken vorkommen soll, daß, wenn-die Jnspection kommt, die Mädchen sich verstecken müssen. In einer Fabrik allein sind 40 Lehrmädchen. Es gibt dort auch eine große Anzahl von Lehrmädchen, die nicht aufgedungen sind. Sie bekommen Kost und Wohnung und vielleicht in späteren Jahren einen geringen Lohn. Sie lind Lehrmädchen, aber nicht aufgedungen.

Exp. Eßl: Arbeiterinnen, die zu Hause arbeiten, gibt es noch viel mehr. Die nehmen vom Fabrikanten die Arbeit, haben aber kein Buch und wollen von der Genossenschaft nichts wissen.

Exp. Barta: Es ist mir Gelegenheit geboten gewesen, auf mehrere solche Fälle zu stoßen, wo ich beim Eintritte in die Wohnung Stock, Schlägel, Eisen und Material znr Verfertigung von Blumen gesunden habe, und ich habe auch seinerzeit mich an die Genossenschaft mit' der Anfrage gewendet, wie es komme, daß die nicht angemeldet sind. Man hat mir darauf geant­wortet, daß sie, wenn der Herr ihr Alles nach Hause gibt, machen kann, was sie will. Das sind aber doch ganz richtige Blumenmacherinnen, die oft vier his sechs Personen beschäftigen.

Exp. Nr. 21: Neulich war in der früher erwähnten Fabrik eine Commission, weil die Arbeiterinnen angezeigt hatten, daß sie den Sonntag durcharbeiten müssen. Es arbeiten dort 40 bis 50 Leute in einem Zimmer. Einmal wird ein Fenster aus der einen Seite, dann ein Fenster auf der anderen Seite geöffnet. Sie haben nur e i n Waschbecken und alle zusammen nur einen Abort. Tort sollen sich zehn Lehrmädchen versteckt haben, während die Commission dort war.

Engel: Sie haben die Mittheilung von einer Arbeiterin, die dort ist? Exp. Nr. 21: Ja.

Engel: Aber nur von einer einzigen? Exp. Nr. 21: Ich habe es auch in derArbeiter-Zeitung" gelesen, so wie sie es erzählt hat. Ich habe das Fräulein gefragt, und sie hat Alles bestätigt.

Herrdegen: Ich möchte mir die Frage erlauben, ob es nicht möglich wäre, eine Arbeiterin von dieser Firma zur Enquete zu bringen. Exp. Meizr: Die hier anwesende Nr. 21 war kurze Zeit dort.

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Frauen-Enquete.