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Tr. v. Fürth: Diese Art des Schlesiens kann sich doch nur aus kleinere Gegenstände beziehen, wie werden die größeren Gegenstände ge­schliffen? Exp. 8: Größere Gegenstände werden nur von Männern ge­schliffen. Frauen können dazu nicht verwendet werden, weil sie durch ihre Kleider gehindert sind. Sonst könnten sie auch diese Arbeit leisten, denn der Proceß ist derselbe, nur kommen größere Spindeln in Anwendung.

Tr. v. Fürth: Was besorgen die Frauen sonst für Verrichtungen? Exp. 8: Das Bürsten. Da wird der vertiefte Gegenstand vorher gelb­gebrannt. Es werden Vitriol, Nordhausener Schwefelsäure, Scheidewasser, Pouge und noch ein Präparat zu einer chemischen Lösung vereinigt, mit welcher der Gegenstand gelbgebrannt wird. Hiebei sind Frauen beschäftigt. Es entwickeln sich natürlich starke Gase. Schutzvorrichtungen sind äußerst selten. Höchstens daß Mund und Nase verbunden werden, vielleicht durch einen Schwamm. Der Gegenstand wird mit einem Drahtnetz heraus­genommen, oder man gibt ein Gefäß aus Thon oder Email hinein, welches die chemische Lösung absorbirt. Dem Entwickeln schädlicher Gase könnte dadurch vorgebeugt werden, daß das Behältniß, in welchem sich die chemische Lösung befindet, zugestülpt würde, aber das würde zu viel Zeit erfordern.

Bardorf: Mir ist es bekannt, daß, wenn beim Gelbbrennen Männer verwendet werden, dieselben häufig erklären, sie halten es nicht aus. Wie können es dann die Frauen aushalten? Exp. 8: Das weiß ich nicht. Ich war selbst schon einmal in der Lage, solche Arbeit machen zu sollen, und ich habe erklärt, ich bin lieber brotlos, als daß ich mich dazu hergebe. Das Gelbbrennen ist eine Arbeit, welche fast in allen Fabriken im größeren Maßstabe betrieben werden muß, nur selten wird es in separirten Räumen verrichtet, sondern zumeist in solchen Werkstätten, wo noch andere Arbeiten ausgeführt werden. Es werden zumeist immer dieselben Arbeiterinnen dazu bestimmt, und diese bleiben dabei, wenn auch das Gelbbrennen Wochen- oder monatelang dauert.

Bardors: Gehört hiezu eine Geschicklichkeit? Exp. 8: Jnso- ferne als man den Gegenstand nicht zu lange drin lassen darf, damit die Arbeit nicht aufgehalten wird. Nachdem der vertiefte Gegenstand gelb­gebranntist, muß er gebürstet werden. Dies erfordert namentlich bei größeren Gegenständen große Kraftanstrengung. Häufig werden Hiebei Finger be­schädigt. Am Daumen wird, wie Sie sich bei den anwesenden Expertinnen überzeugen können, der Nagel ganz durchgeschliffen. Anfangs achtet man nicht darauf, aber die Verletzung greift immer tiefer ein, bis sie in das Fleisch dringt und das Blut heräusrinnt. Der Vorgang beim Bürsten ist folgender: Durch einen Motor wird die Bürste in Rotation gebracht und der Gegenstand darangehalten. Es gibt verschiedene Kategorien des Bürstens, je nachdem ob kleinere oder größere Bürsten angewendet werden, oder ob es sich um hohle oder offene Arbeiten handelt. Die letzteren sind zum Beispiel die vertieften Cigarrenständer. Hohle Arbeiten sind Thee­services, Suppenschalen w., hiezn werden kleine Bürsten verwendet, wobei Frauen beschäftigt sind. Wenn sie den Gegenstand nicht tief genug halten, so kommt es vor, daß er ihnen in's Gesicht geschlendert wird. Hierauf kommt das Glänzen mit der Scheibe, welche von 4 bis 5 Centimeter bis zu l l bis 12 Zoll groß sind. Ferner werden die sogenannten Suzerln an­gewendet, das ist ein Tuchfleck, der ausgespannt und mittelst Spagat fest­gebunden wird. Mit diesen Suzerln müssen die Franen in die Vertiefungen hineinarbeiten; das ist sehr schwierig, es erfordert zwar keine sehr große Kraftanwendung, wohl aber ist es eine sehr mühsame Arbeit, die insbe­sondere bei schweren Gegenständen Ausdauer erheischt. Hierauf wird der Gegenstand mit Kalk oder Stearinöl, Stearin, Kalk und Wasser, Petroleum und Kalk oder nur mit Petroleum oder Benzin ausgewaschen und dann mit Sägespänen getrocknet. Beim Auswaschen sind wieder Franen beschäftigt.