Tr. v. Fürth : Sind Sie bei allen Gattungen beschäftigt? Expertin Nr. 84: Ja.

Dr. Verkauf: Werden in der schlechten Zeit die Arbeiterinnen entlassen, oder müssen sie aussetzen? Exp. Nr. 34: Bei uns nicht. Wo ich früher gearbeitet habe, wurden entweder mehrere entlassen, oder sie mußten aussetzen, und zwar vom Sommer bis zum Herbst. Ich werde pro Woche bezahlt, ebenso wie die anderen Stasfirerinnen. Ich ver­diene fl. Pro Woche.

Vorsitzender: Wie viel machen Sie pro Tag ? Exp. Nr. 34: Das hängt von der Beschaffenheit der Hüte ab. Ausgaben für Rohstoffe habe ich nicht zu bestreiten, die Heimarbeiterinnen müssen dies aber thun. Abzüge und Strafen kommen bei uns nicht vor. Die Arbeit außer Hause wird auch nach dem Dutzend entlohnt. Es sind aber andere Preise, und zwar fl. 1,20 per Dutzend. Da müssen die Arbeiterinnen aber auch das Futter machen.

Dr. Schüller: Die Expertin ist in der Productiv-Genossenschaft beschäftigt. Wir dürfen das nicht durcheinander werfen. Wie viel haben Sie früher gehabt? Exp. Nr. 34: fl. 3, 4, 5 und 6, in der schlechten Zeit fl. 2 bis 3, in der besseren fl. 5 bis 6. Es war ein Mittelbetrieb; wir hatten fast täglich Nachtarbeit, und zwar sind wir um 8, halb 3 Uhr nach Hause gegangen und haben oft bis 1, 2 Uhr gearbeitet. In der Fabrik haben wir von halb Uhr Früh bis 7 Uhr Abends mit einer Unter­brechung zu Mittag gearbeitet. Jetzt arbeite ich 3 Stunden. Die Kündigung ist eine'vierzehntägige. ^

Dr. Osner: Haben ^ie früher Abzüge gehabt? Exp. Nr. 34: Wenn wir etwas rninirt haben, wohl, nicht aber für das Zuspätkommen.

Vorsitzender: Es wird wohl ein großer Andrang zur Pro­ductiv-Genossenschaft sein? Exp. Nr. 34: Gewiß.

Vorsitzender: Wer bestimmt bei der Genossenschaft die Aus­wahl der Arbeiter? Exp. Nr. 34: Der Leiter.

Vorsitzender: Die Ernährungsverhältnisse sind wohl bei diesen besseren Lohnen auch besser als wir sie früher gehört haben? Expertin Nr. 34: Es geht auch nicht recht, da nur ich und eine Schwester verdienen. Der Vater verdient nichts und auch die Mutter nicht. Ueberdies habe ich noch minderjährige Geschwister. Es sind sechs Personen, ein löjähriger Bursche ist in der Lehre, der kostet auch Geld. Ich gehe Mittags zu einem Bekannten essen. Ich könnte auch in der Fabrik bleiben. Meine Wohnung ist eine Stunde von der Fabrik entfernt. Ich bin bei der Gewerkschaft und in der Geuossenschafts-Krankencasse.

Dr. Schüller: Wo haben Sie in dem früherem Betrieb gegessen? Exp. Nr. 34: Viele sind weggegangen, Mittag ist gesperrt worden. Diejenigen, welche nirgends hingehen konnten, mußten bei schlechtem Wetter auf der Gasse bleiben. Jetzt ist es besser. Ich habe auch damals einen Be­kannten gehabt, bei dem ich zu Mittag essen konnte.

Tr. Schüller: Wer war Ihr Vorgesetzter? Exp. Nr. 34: Eine Werksührerin und ein Werkführer.

Vorsitzender: Haben Sie über das Verhältniß zu denselben etwas zu bemerken? Exp. Nr. 34: Das nicht, aber die Reisenden haben sich besonders den hübschen Stasfirerinnen gegenüber sehr viel erlaubt. Das ist in dieser Fabrik sehr zu beklagen.

Dr. Riedl: Sind das Angestellte der Firma? Exp Nr. 34: Ja.

Dr. Frey: Wo war das Arbeitslocale? Exp. Nr. 34: Im ersten Stock.

Dr. Frey: Wie viele Personen waren in einem Raume? Expertin Nr. 34: Zwanzig. Das Locale hat drei oder vier Fenster in einer Front. Es war nicht sehr rein. Einmal im Jahre ist es ausgekehrt worden.